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Geschichte

Der Bestand des 18. Jahrhunderts reflektiert die einzelnen Entwicklungsstadien der Akademie, von der Privatinitiative Peter Strudels im Sinne einer italienischen Studio Akademie im Jahre 1688/92 bis zur Wiederaufnahme des nach dem Tode Strudels für 11 Jahre unterbrochenen Unterrichts 1725 durch den aus Paris an den Kaiserhof berufenen Kammermaler Jacob van Schuppen und seinem Nachfolger, dem in Schweden geborenen Hofmaler der Kaiserin Maria Theresia, Martin von Meytens.

Die ersten Belege für die Zusammensetzung der Sammlung bilden die Bestandsaufnahme nach dem Tod van Schuppens 1751 und die Beschreibungen von Anton Weinkopf aus den Jahren 1783 und 1790. Das erste eigentliche Inventar stammt aus 1772, dem Jahr der Reorganisation der Akademie und der Zusammenführung der einzelnen Spezialschulen durch den damaligen Staatskanzler Fürst Wenzel Kaunitz von Rietberg - selbst einer der bedeutendsten Kunstmäzene und Sammler der damaligen Zeit.

Der Kupferstich zeigt das Portrait des stehenden edel gekleideten Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg. Unter einer reich bestickten kragenlosen Manteljacke mit großen breiten Ärmelaufschlägen, trägt er ein üppig ornamentiertes Jackett und eine Samthose. Der Rüschenkragen, ein so genannten Jabot, ist in das Jackett gesteckt ist. Am Kopf trägt er eine weiße Perücke mit Mittelscheitel und eng anliegenden seitlichen Lockenrollen. In seiner rechten Hand hält er einen nach oben ragenden Dreispitzhut. Der Fürst steht vor einer halbrunden mit antiken Pilastern und Gesimsen geschmückten Wand. Der größte Teil des Hintergrunds wird von einer breiten Stoffbahn eingenommen. Am unteren Bildrand ist eine sich über vier Zeilen erstreckte Inschrift, die in der Mitte durch einen Wappen geteilt wird. Die Schrift ist fein und geschwungen, aber zu klein um sie lesen zu können.
Jakob Matthias Schmutzer nach Louis Tocqué, Staatskanzler Wenzel Anton Fürst Kaunitz-Rietberg, 1764
Kupferstich mit Radierung, 638 x 441 mm, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Umfasste der Grundstock der Sammlung zunächst den Kunstbesitz der Kupferstecher Akademie von Jakob von Matthias Schmutzer, Aufnahmestücke, Aktzeichnungen, Preisstücke, Studien und Lehrmuster von Studierenden, bedeutenden Absolventen und Professoren der einzelnen Schulen, so erfuhr sie unter Kaunitz durch Aufträge und Ankäufe einen gezielten Ausbau. 1775 wurde eine neuerliche Inventarisierung beschlossen, die 1790 teilweise beendet, jedoch erst 1798 nach der Übergabe des Protektorats an Johann Philipp Graf Cobenzl endgültig abgeschlossen wurde. Damals befanden sich in den einzelnen Schulen insgesamt 1242 Zeichnungen, 670 Druckgraphiken und 88 Modelle, wodurch die Funktion der Sammlung zur Unterstützung des Unterrichts klar ersichtlich wird.

Die nächste Bestandsaufnahme, dieses Mal jedoch nur ein summarisches Inventar, erfolgte 1810 nach der Wahl Klemens Lothar Wenzel Fürst Metternich zum neuen Protektor (Präsidenten) der Akademie.

Den bedeutendsten Wandel und die Änderung des Sammlungsprofils von einer Lehrmittelsammlung zur zweit bedeutendsten graphischen Sammlung der Monarchie brachten große Schenkungen in den letzten 20 Jahren vor der Revolution von 1848, wodurch allein in Jahre 1837 an die 6.600 Zeichnungen und 12.000 Druckgraphiken in die Sammlung gelangten. In diesem Jahr wurden auf Initiative Ferdinand Georg Waldmüllers aus dem "Brasilianischen Kabinett" Kaiser Ferdinands 800 Aquarelle von Thomas Ender übergeben, die während der Brasilienexpedition anlässlich der Hochzeit von Erzherzogin Leopoldine mit Dom Pedro entstanden waren.

Auf der hochformatigen Kohlezeichnung ist das Portrait eines, wie der Titel preisgibt, 18-jährigen jungen Mannes zu erkennen. Er trägt eine Kopfbedeckung, die, dem Renaissance-Stil entsprechend, eine weiche, runde Form und eine leicht abstehende Hutkrempe hat. Sein Gesichtsausdruck wirkt entspannt. Er hat ein kantiges Kinn, volle spitze Lippen und eine breite, markante Nase. Sein Blick ist nach unten gerichtet. Um seinen breiten Hals trägt er eine lange Halskette. Rechts neben dem Portrait befinden sich die Jahreszahl 1503 und das Monogramm des Künstlers. Am oberen Rand ist eine schwer leserliche Aufschrift.
Albrecht Dürer, Bildnis eines 18jährigen Jünglings, 1503
Kohle gewischt, Deckweißhöhung, 299 x 216 mm, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Die bedeutendste Schenkung stellte die Sammlung des Franz Jäger mit 5.692 Druckgraphiken und 2.827 Handzeichnungen dar, darunter Werke von Hans Baldung Grien, Hieronymus Bosch, Pieter Bruegel, Jacques Callot, Daniel Chodowiecki, Albrecht Dürer, Hendrick Goltzius, Lorenz Janscha, Rembrandt van Rijn, Ferdinand Runk, Johann Schindler, Johann M. Schmidt, Paul Troger, Anthonie Waterloo, Franz Edmund Weirotter und Johann Ziegler. Aus dem gleichen Besitz stammen die Ägypten-Aquarelle Norbert Bittners, ein großer Bestand an Bühnenentwürfen der Familie Galli-Bibiena und die weltweit größte Sammlung von gotischen Baurissen.

Ab 1850 erfolgten vermehrt gezielte Ankäufe von Seiten des neu gegründeten k.k. Ministeriums für Kultus und Unterrricht, wie zum Beispiel der gesamte Bestand von 415 Blumenaquarellen von Moritz Michael Daffinger. 1863 folgte der Block von 300 Naturstudien und Entwürfen Friedrich Gauermanns, 1865 an die 700 Zeichnungen und Skizzen aus dem Nachlass Joseph Anton Kochs und 1870 an die 300 Arbeiten aus dem Nachlass von Bonaventura Genelli. Nach vereinzelten Ankäufen aus dem Budget der Bibliothek wurden die von Rudolf von Alt auf Grund eines Staatsauftrages ab 1874 geschaffenen Aquarelle der hervorragenden Baudenkmäler Österreichs der Akademie übergeben.

Auf dem sandfarbenen hochformatigen Papier ist die naturgetreue Abbildung einer Rose zu erkennen. Fast am Ende des Hauptastes, von dem nur ein kleiner Teil zu sehen ist, wächst ein Seitenzweig mit kleinen und bereits ausgewachsenen satt-grünen Blättern. Am Ende des Zweigs befindet sich eine Blüte mir rosafarbenen Blättern. Die Rose ist geöffnet und zu den Betrachtenden gedreht. Ihre leuchtend gelben Staubblätter bilden das runde Zentrum der Blüte. Rechts von der Rose, im unteren Bereich befindet sich eine zweizeilige Inschrift, die aber zu klein ist um mit bloßem Auge entziffert zu werden.
Moritz Michael Daffinger, Französische Rose, um 1845
Aquarell, Spuren einer Bleistiftvorzeichnung, 422 x 291 mm, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Mit dem Ankauf des Nachlasses von Johann Christoph Endris besitzt das Kupferstichkabinett die bedeutendste Sammlung der Zeichenkunst des Klassizismus und der Romantik in Österreich mit Werken von Joseph Führich, den Brüdern Olivier, Friedrich Overbeck, Ludwig Richter, Moritz von Schwind sowie Julius Schnorr von Carolsfeld. 1873 konnte die 273 Druckgrafiken Albrecht Dürers umfassende Sammlung des Frankfurter Heinrich Sebastian Hüsgen, einem Jugendfreund Goethes, erworben werden.

Im 20. Jahrhundert konnte der Bestand mit dem Nachlass William Ungers, Arbeiten von L'Allemand, Joannis Avramidis, Rudolf Bacher, Julius Berger, Christian Griepenkerl, Alfred Hrdlicka, Gustav Klimt, Alfred Kubin, Siegmund Eduard von Liechtenfels, Roman Scheidl, Egon Schiele, Joseph Matthias Trenkwald, als auch mit Werken der Professoren der Akademie, wie Gunter Damisch, Arik Brauer, Anton Lehmden, Josef Mikl, Arnulf Rainer, Max Weiler, Herwig Zens und Otto Zitko erweitert werden.

Seit 1997 ermöglicht eine jährliche Donation der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste (GFBK) den Aufbau einer Sammlung junger zeitgenössischer Kunst, mit dem Schwerpunkt auf Absolvent_innen der Akademie der bildenden Künste Wien. Zusätzlich dazu konnten mit Hilfe der GFBK Arbeiten bedeutender internationaler Künstler_innen wie z. B. von Richard Hamilton und Michelangelo Pistoletto erworben werden.

Das hochformatige Bild ist reich an unterschiedlichen Formen. Im Hintergrund befinden sich schwarze Felder mit eckigen und runden Kanten. Sie wirken organisch, aber trotzdem abstrakt. Es sind einzelne Striche zu erkennen, manche von ihnen dünkler, andere wiederrum heller. Auf diese Weise bekommen die Felder eine fast plastische Qualität. Vor ihnen befinden sich weiße an Schwertlilien erinnernde Blumen. Die großen, zarten, durchsichtigen Blütenblätter befinden sich am Ende und auf der Seite eines sattgrünen Stiels. Die Blüten und die spitzzulaufenden Blätter überlappen sich collageartig zu einem Musterspiel von feinen Linien. Bei längerem Betrachten bekommt man das Gefühl, als ob die dunklen Formen im Hintergrund Schatten dieser Blumen wären.
Czernin Adriana, Ohne Titel, 1999
Mischtechnik (u. a. Collage), 210 x 146 mm, © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

2005 wurde der ca. 600 Zeichnungen und Druckgraphiken umfassende Nachlass von Zoltan Vér erworben. Dieser umfasst große Werkblöcke von Künstler_innen wie Herbert Brandl, Gunter Damisch, Tone Fink, Jürgen Messensee, Roman Scheidl, Franz Schwarzinger, Hans Staudacher, Helmut Rusche etc.