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Peter Kodera - Maler, Fotograf, Kameramann und langjähriger Akademie-Lehrender verstorben

11.7.2014

Der Maler, Fotograf, Kameramann und frühere Präsident des Wiener Künstlerhauses Peter Kodera, ist am 4. Juli nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren verstorben. Die Akademie trauert um einen langjährigen verdienten Lehrenden und Leiter des Fotostudios.

Kodera ist 1937 in Wien geboren, ab 1956 studierte er an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und an der Filmschule; Abschluss 1961. Nach Freund- und Ateliergemeinschaften mit bildenden Künstlern beginnt seine konsequente Beschäftigung mit Malerei und Fotografie. Von 1961 bis 1984 ist er als freischaffender Kameramann tätig. Vom Fotoapparat - Kurator Dieter Ronte nennt Kodera "einen der wichtigsten österreichischen Fotografen der Nachkriegszeit" - wandte er sich der Kamera zu, um oft auch gemeinsam mit Avantgardefilm-Pionier Ferry Radax Literatur in bewegte Bilder zu verwandeln. Die filmische Zusammenarbeit mit Ferry Radax und Helmut Pfandler wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Von 1993-1996 war er Präsident des Künstlerhauses Wien, von 1994 bis 2006 war er Vertragslehrer und Leiter des Fotostudios an der Akademie der bildenden Künste Wien. Publikationen: "Fritz Wotruba, Werkverzeichnis", "Der Wiener Stephansdom", "Die Hofburg in Wien", "Wiener Bilder".

Das Begräbnis findet am Donnerstag, dem 17. Juli 2014 um 12.00 h am Döblinger Friedhof statt.

© Peter Kodera|Im Garten der Familie Bauer. Fery Radax, Tonmeister Blum, Peter Kodera, im Hintergrund Wolfgang Bauer, Ida Radax, Tonangler Sandhöfler und Apfelpflückende.
Im Garten der Familie Bauer. Fery Radax, Tonmeister
Blum, Peter Kodera, im Hintergrund Wolfgang Bauer,
Ida Radax, Tonangler Sandhöfler und Apfelpflückende.
© Peter Kodera

Nachruf (von Andreas Spiegl):

Über zwanzig Jahre war er an der Akademie der bildenden Künste zu sehen, ein Mann mit Pfeife und Bart, dessen Farbe in der Sprache der Fotografie an Silberbromid erinnern könnte, ein Mann mit Geduld für die Zeit, die Entwicklungen benötigen, die Bilder benötigen, um aus dem Entwicklerbad genommen zu werden, für die Zeit, die Institutionen benötigen, um sich zu entwickeln. Mehr als zwanzig Jahre hat Peter Kodera sein Wissen und seine Geduld der Akademie der bildenden Künste gewidmet, als Lehrender, als Kollege und wertgeschätzter Freund. Seine Verträge wechselten mit den Gesetzen und Jahren, vom Lehrbeauftragten von 1984 bis 1993 und dann als Vertragslehrer bis zum Jahr 2006, von Übungen und Vorlesungen bis zu Seminaren änderten sich seine Betrauungen mit Lehre, die doch nur einem Thema gewidmet war, einem Lehrstoff wie einer Leidenschaft, der Fotografie.

Umgeben von Meisterschulen für Malerei und Bildhauerei, für Architektur und Konservierung war die Fotografie in den 1980er Jahren noch weit davon entfernt, als eigenständige künstlerische Disziplin Eingang in den hehren Kunstbegriff zu finden, angenommen zu werden als ebenbürtiges Fach. Unter diesen Vorgaben hat Peter Kodera sein Amt angetreten, die Stimme für die Fotografie zu erheben, ihr den Weg in institutionelle Gefilde zu ebnen. Symptomatisch war dafür sein Fotostudio, in einem kleinen Räumchen gleich neben der Treppe im Kellergeschoß der Akademie am Schillerplatz, fast unsichtbar, eine Dunkelkammer im Dunkel subkultureller Natur. Allein das rote Lämpchen leuchtete als zarte Markierung, dass er da war, an der Arbeit, am Entwickeln und gleich wieder zur Verfügung stehen wird, für die nächste Frage, die große Bitte, das geduldig amikale Gespräch. Wissen und Kompetenz ließ sich auch so vermitteln, im Horizont einer Verbindung von künstlerischer Idee und Technik, im Horizont einer Liebe zum Detail und zum Experiment.

Chemie, Licht, Zeit und die Bereitschaft nach dem Bild zu suchen, es entstehen zu sehen, die Abzüge ans trockene Ufer der Resultate zu bringen, sie zur Diskussion zu stellen. Die Diskussionen um Copyrights waren noch nicht zentral, "lassen Sie nur, ich mache das schon, so sollten Sie das Fotopapier einlegen, ich komme schon". Analog war nicht nur seine Fotografie sondern auch sein Wissen um den Blick, das Junktim von Auge und Kamera im rechten Moment, aus einer Perspektive, die den Augenblick festhält, um das Bild über Jahre in Bewegung zu halten. Seinem Auge hat die Akademie eine jahrelange Dokumentation sämtlicher Abschlussarbeiten zu verdanken, "ja, ich mache das schon", im Schatten der Kommissionen mit der Kamera hinterher, festzuhalten, was das Haus verlässt, ohne seinen Namen zu erwähnen, zu unterzeichnen jedes Bild. Es geht ja um die Sache, analog sein Selbstverständnis im Dienste der Kunst. Dass er daneben gemalt hat, jahrelang als Kameramann für preisgekrönte Filme gearbeitet hat, wurde im Nebel seines Pfeifenrauchs fast verweht, nur gemurmelt zur Sprache gebracht, weil es ja nicht so wichtig ist, marginal für das, worum es geht.

Und doch hat er an der Akademie Geschichte geschrieben, die Fotografie dahin geführt, wo sie heute institutionell erscheint, als eigenständige künstlerische Disziplin, mit einem Fotolabor, das sich interdisziplinärer Beliebtheit erfreut: Die Verwandlung einer Randerscheinung, eines Experiments zur Notwendigkeit im Licht künstlerischer Sprachen. Peter Kodera konnte nach seinen Jahren an der Akademie einen anderen Begriff von Fotografie übergeben, eine Lücke, die er geschlossen hat. Am 4. Juli ist Peter Kodera im Alter von 76 Jahren von uns gegangen, verstorben nach langer Krankheit, um nun seine Spuren zu hinterlassen, fast unmerklich still, wie das rote Lämpchen über der Tür, nur ein Zeichen, dass er nun die Dunkelkammer des Todes betreten hat. Wir wissen, dass er da war, trauern um ihn.

Kondolenzschreiben

Danke für die inspirierenden Gespräche, das geduldig vermittelte Fachwissen und die nicht endenden Verbesserungsvorschläge!
Die Zeiten in der Dunkelkammer damals waren mit einer der besten Erfahrungen und schönsten Zeiten auf der Akademie.
Es ist wunderbar, dass ich bei Ihnen lernen durfte.
Karin Schlosser

Ich habe jede Minute in der Dunkelkammer genossen, die ich dort mit Peter Kodera verbringen konnte. Die Ruhe beim Arbeiten, bereichert durch seine Erzählungen und Kommentare - einige seiner Aussagen sind mir so in Erinnerung geblieben, dass ich sie bis heute gerne zitiere. Peter Kodera hat mich durch seine Persönlichkeit, sein Wissen und seine Erfahrung wirklich beeindruckt.
Vielen Dank für Alles!
Daniela Zeilinger

Es war eine große Freude und Bereicherung von Hr. Kodera den Umgang mit der Kamera und allem was dazu gehört, zu erlernen. Ich hätte die Dunkelkammer am liebsten gar nicht mehr verlassen.
Ein großer Lehrer!
Ich wünsche den Hinterbliebenen viel Kraft!

Sigrid Bucher

peter kodera war ein stiller und konsequenter unterstützer und vermittler. die fotografie als gegenstand der lehre und praxis an der akademie hat er so mit aufgebaut und ihr eine entwicklung hin zur heutigen vollen akzeptanz und bedeutung ermöglicht. viele studierende und absolvent_innen haben davon profitiert und sein reiches wissen um technische fragen, vor allem aber  seinen humor und seine menschlichkeit schätzen gelernt.
für das ibk war er ein wichtiger lehrender, ratgeber, mentor und ermöglicher, für all dies sei ihm gedankt.

gunter damisch

An den größten Mentor und Lehrer, den ich je hatte:
Ich danke Dir. Für Deine Geduld mit mir. Für Dein Bemühen, Dein umfassendes Wissen weiterzugeben. Dafür, dass Du mir das "Wesen" der Fotografie gezeigt hast. Für all die Tricks und Techniken die Du mir beigebracht hast. Du hast mein Leben beeinflusst wie kaum ein anderer.
Danke für all die Jahre. Ich werde Dich nie vergessen.
Kati

Er hat mir einen Zugang in die präzise Welt der Fotografie gelehrt. Danke!

Bernhard Gwiggner

In aufrichtiger Anteilnahme
Brigitte Ecker

Für mich waren Sie, sehr geehrter Herr Prof. Kodera, ein Segen: In Ihrem letzten Unterrichtsjahr, das mein erstes Jahr an der Akademie war, konnte ich Sie noch als Lehrenden kennen- und schätzen lernen. Das Wissen und die Freude an der analogen Fotografie haben Sie in mir genährt und und zu eigenständigen Arbeiten wachsen lassen.
Herzlichen Dank!

Astrid Friedl