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Schenkung Friedrich Kurrent an das Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Das Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien freut sich über die Erweiterung seiner Sammlung durch die großzügige Schenkung von 55 seiner Reiseskizzenbücher von Friedrich Kurrent.

Am 27.5.2015 wurde Schenkung feierlich an die Akademie übergeben. Es sprachen:

Eva Blimlinger , Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien

Cornelia Reiter , Direktorin a.i. des Kupferstichkabinetts

Ute Waditschatka las aus ihrem Text "Die Reiseskizzenbücher von Friedrich Kurrent (1956-2011). 55 Exemplare aus 55 Jahren"

Walter Stelzhammer , Architekt: "Die Rückkehr von Friedrich Kurrent an den Schillerplatz"

Friedrich Kurrent : Schlüsselübergabe zur Schatztruhe

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© Claudia Rohrauer

Kurrent ist als Architekt und Lehrer auch Aktivist, Aussteller, Entdecker, Forscher, Gründer, Kritiker, Leser, Schreiber, Urbanist und schließlich Zeichner. (Friedrich Achleitner)

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© Claudia Rohrauer

Friedrich Kurrent , Jahrgang 1931, zählt nicht nur zu den Wiederentdeckern und "Errettern" der Architektur der Moderne in Österreich - Wittgensteinhaus, Semperdepot, Spittelberg, Stadtbahnstationen etc. -, und zu den profundesten Kennern der Bauten von Wagner, Loos, Hoffmannn und Frank. Als Architekt und Lehrer hat Kurrent seit seiner frühesten Jugend auch gezeichnet; seine Reiseskizzenbücher hat er von 2011 bis 2013 mit Unterstützung von Ute Waditschatka aufgearbeitet und inventarisiert und übergibt nun 55 Reiseskizzenbücher mit ca. 1.500 einzelnen Zeichnungen, die in 55 Jahren, von 1956 bis 2011 entstanden, als Schenkung dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien.

Friedrich Kurrent, Gračanica, Grundriß,
Details, Feder, Tusche, 1963,
Reiseskzizzenbuch Nr. 3

"Zeichne, was man nicht fotografieren kann ", formulierte Kurrent, der auf seinen Reisen durch Europa, Vorderasien und Nordafrika auf den Spuren zahlloser Reisekünstler wandelte. Seine Reiseskizzenbücher stehen als eigenständiger Werkblock im Œuvre des Architekten und sind in vielfältigster Weise untrennbar mit seinem Leben und Werk verknüpft. Er selbst spricht vom Zeichnen als "visueller Erinnerung" und der Intention, das Innen und Außen eines Gebäudes in einer einzigen Zeichnung "gleichzeitig" darzustellen, wie es schon seit der Renaissance versucht worden ist. Die 55 Reiseskizzenbücher reichen von 1956, als die ersten Skizzen während einer gemeinsamen Reise mit seinem Büropartner Johannes Spalt nach Griechenland und Kreta entstanden, zum zweiten Skizzen-block von 1961-1962 mit Darstellungen der Palladios Bauten in Oberitalien, Skizzen eigener Projekte aus der Zeit wie der Flakturm-Überbauung zu den bei den nächsten Reisen entstandenen Arbeiten auf den Balkan 1963, durch Jugoslawien und 1965 in die Türkei in Begleitung seiner Lebenspartnerin Maria Biljan-Bilger. Die zahlreichen Studienreisen beispielsweise in die Türkei 1974 und zu unter-schiedlichen anderen Zielen, die er gezeichnet hat, nennt Kurrent die "Seele des Architekturunter-richts". Weitere Reisen in den Orient (1976 Ägypten, 1979 Marokko, 1981 Jemen), aber auch nach Andalusien mit seinem maurischen Erbe (1984), reflektieren die Auseinandersetzung mit islamischen Sakralbauten. Sein weiterer sakraler Interessensschwerpunkt zeigt sich in den rumänischen Kirchen-bauten, die Kurrent in den Jahren 1970 und 1995 besuchte. Eine Konstante in der Reisebiografie des Architekten bilden seine zahlreichen Aufenthalte in Bagno Vignoni in der Toskana seit 1985.

Friedrich Kurrent, Ismail Bay Hamam Iznik,
Innenansicht, Feder, Tusche, 1974,
Reiseskizzenbuch Nr. 11

Friedrich Kurrent , der 1931 in Hintersee bei Salzburg geboren wurde, studierte bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Danach arbeitete er als freischaffender Architekt, zusammen mit der "arbeitsgruppe 4" um Wilhelm Holzbauer und Johannes Spalt entstanden von 1952 bis 1964 Bauten wie die Kirche in Parsch (1956) und das wegweisende Seelsorgezentrum in Steyr-Ennsleiten (ab 1958). Der Gruppe wird große Bedeutung bei der Neuorientierung der österreichischen Architektur der Nachkriegszeit beigemessen.

Weitere wichtige Werke des Architekten sind: Bergkapelle in Ramingstein (1991), die Evangelische Kirche in Aschheim bei München (1996) und die Pfarrkirche in Kirchham (OÖ, 1998). Kurrent war innerhalb des Architektenkollektiv "ARGE Architekten Altes AKH" federführend bei der Umgestaltung des Alten AKHs in Wien zum Uni-Campus. Mit dem Museum in seinem Wohnort Sommerein am Leithagebirge hat er 2004 für seine Frau, die Bildhauerin, Keramikerin und Textilkünstlerin, Maria Biljan-Bilger, eine Bewahrungs-und Pflegestätte ihres Werkes gebaut.

Ordinarius und Dekan. 1965 war Kurrent Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur, deren Vorsitz er 1971 innehatte. Parallel zu seiner Bautätigkeit etablierte Kurrent sich als Lehrer, der großen Einfluss auf die nachkommenden Architektengenerationen auch in Deutschland ausübte. Nach seiner Assistentenzeit von 1968 bis 1971 bei Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wurde er 1973 an die Technische Universität München als Ordinarius für "Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau" berufen; 1981 bis 1983 wirkte er als Dekan der dortigen Fakultät für Architektur. Kurrent emeritierte 1996. 2002 war er unter den Gegnern der damals vorgesehenen Hochhausbebauung im Projekt Wien-Mitte.

Friedrich Kurrent, "Marrakesch, Medersa Ben-Youssef",
Grundriss, Vogelperspektive, Feder, Tusche, 1979,
Reiseskizzenbuch Nr. 19

Zeichner. Neben den in der Aula der Akademie der bildenden Künste Wien präsentierten Reiseskizzenbücher, sind vor allem Kurrents Städtezeichnungen (1999 als Faksimile publiziert) bekannt und wurden mehrfach ausgestellt. Er gestaltete auch zahlreiche Ausstellungen, unter anderem "Neues Bauen in alter Umgebung" gemeinsam mit der "Neuen Sammlung" München (1978), über Adolf Loos in München, in der Albertina in Wien und Sevilla, sowie über Joseph Plečnik, Lois Welzenbacher und Hans Döllgast in München. Kurrent wurde mit mehreren Preisen bedacht, darunter das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1997) und der Preis der Stadt Wien für Architektur (1979). Seit 1987 ist er Mitglied der "Bayerischen Akademie der Schönen Künste".