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derdiedas bildende | ISMEN

04.05.2015

Akademiezeitung Nr. 3

mit Beiträgen von:

Christian Kravagna | “Mr Charlie, I presume?” Europa verteidigt seine Werte
Alexandra Weiss | Gefährdete Positionen – Antifeminismus als Reaktion auf Krise und Transformation
Marty Huber, Dean Vuletic, Maria Katharina Wiedlack | Wie der nationalen Subjektwerdung widerstehen?
Sheri Avraham, Eduard Freudmann, Tatiana Kai-Browne, Niki Kubaczek | „… der Kritik des Antisemitismus gewidmet“
Nina Horaczek | „Multikulturalismus ist eine extrem bürgerliche Konstruktion“, Interview mit Matti Bunzl
Isolde Charim | Kampf um die Demarkationslinie – Pegida und die Folgen
Manfred Schreiner | Institut für Naturwissenschaften und Technologie
in der Kunst (INTK)
Roberta Lima, Ruby Sircar | Kontextuelle Malerei: Trans als Alltagsanspruch
Verena Pawlowsky, René Schober | Akademiegeschichte(n)
Manisha Jothady | Sternstunden der Menschheit in Bildern
Anna Artaker, Meike S. Gleim | Atlas von Arkadien
Roman Gerold | Ein Theaterorganismus atmet Shakespeare /
Geatmete Sonette
Gabriele Reinharter-Schrammel, Julia Mummenhoff und Andrea Klier |
Hochschule für bildende Künste Hamburg
Christian Höller | Jenseits des Repräsentationsprinzips

Liebe Leser_innen,

wir freuen uns, Ihnen die dritte Ausgabe der Akademiezeitung derdiedas bildende präsentieren zu können. Diese Ausgabe widmet sich dem Thema Ismen und knüpft damit zahlreiche aktuelle Diskurse und Diskussionen an, die auch an der Akademie der bildenden Künste Wien in unterschiedlichen Zusammenhängen geführt werden. Mit dem Suffix -ismus werden Begri‚ffe durch Derivation gebildet, die die unterschiedlichsten Bereiche charakterisieren können. Im Duden ist zu lesen, dass in Bildungen mit Substantiven (meist Namen) eine Geisteshaltung oder politische Richtung gekennzeichnet ist, die von jemandem stammt, sich von jemandem herleitet, und dass Bildungen mit Adjektiven die entsprechende Geisteshaltung oder kulturelle, geistige Richtung bezeichnen.

derdiedas bildende hat Akteur_innen gebeten, zu verschiedenen, auch neuen Ismen zu schreiben, zu diskutieren, zu sprechen: Postkolonialismus, Antisemitismus, Antiislamismus, Antifeminismus, Homonationalismus, neuem Multikulturalismus, Rassismus. Nehmen wir das Beispiel Antifeminismus: Wer im letzten Jahr die geradezu erbitterte Gegner_innenschaft auch renommierter Persönlichkeiten gegen das sogenannte Binnen-I verfolgt hat, muss die Frage stellen, weshalb hier eine derartige Emotionalisierung Platz greift und wie diese Diskussion mit einem sich formierenden Antifeminismus zusammenhängt. Immer öfter wird die Rede über eine "überzogene Gleichstellungspolitik" geführt, die Männer benachteiligen würde. Sogenannte Quotenfrauen werden diskreditiert, obwohl es eigentlich darum gehen sollte, endlich die bestehende Quote für Männer abzuscha‚uen, wenn man schon in der Geschlechterdichotomie verhaftet bleiben will. Dieser antifeministische Diskurs wird auf den unterschiedlichsten gesellschaftlichen und politischen Ebenen platziert, ganz gleichgültig, ob es um die Bundeshymne oder um Genderprofessuren an Universitäten, um Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern oder um das Pensionsantrittsalter geht: Das alles ist in der Vorstellungswelt des Antifeminismus nur  "Genderwahnsinn", der angeblich nichts mit den realen Herrschaftsverhältnissen zu tun hat.

Neben dem thematischen Schwerpunkt präsentieren sich einzelne Fachbereiche, dieses Mal das Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst mit seinen vielfältigen nationalen und internationalen Kooperationen und der Fachbereich Kontextuelle Malerei mit "Trans als Alltagsanspruch". Ausstellungskritiken und Rezensionen nehmen Bezug auf aktuelle Produktionen der Akademie; Meldungen, seien es Personalia, Preise oder Stipendien, ergänzen wie immer derdiedas bildende . Neu sind Nachrichten aus dem Archiv, die sich vor allem aus heutiger Sicht kuriosen historischen Begebenheiten widmen.
 
Die Mittelseite ist dieses Mal den Arbeiten der Einreicher_innen zum Birgit- Jürgenssen-Preis gewidmet. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wird heuer zum zwölften Mal im Gedenken an die ehemals an der Akademie lehrende Künstlerin Birgit Jürgenssen verliehen. Seit 2004 wird die Auszeichnung jährlich in einer Kooperation von Bundeskanzleramt, der Akademie der bildenden Künste Wien und Hubert Winter an eine Studentin oder einen Studenten der Kunstuniversität für Arbeiten im medialen Bereich, insbesondere der künstlerischen Fotografie sowie der Video- oder (digitalen) Medienkunst, vergeben.

Besonders freut uns, dass heuer mehrere Angehörige der Akademie der bildenden Künste Wien bei der 56. Biennale di Venezia vertreten sind. Heimo Zobernig, seit 2000 Professor für textuelle Bildhauerei an der Akademie, wird den österreichischen Pavillon 2015 gestalten. Monica Bonvicini, seit 2003 Professorin für performative Kunst und Bildhauerei, wird nun schon zum vierten Mal bei der Biennale vertreten sein. Sie wird in der von Okwui Enwezor kuratierten Ausstellung All the World's Futures im Arsenale eine Reihe von neuen Skulpturen präsentieren. Drei Dissertantin nen im PhD-in-Practice an der Akademie wurden ebenfalls für die Biennale von Venedig nominiert: Flaka Haliti wird den von Nicolaus Schaffhausen kuratierten Pavillon der Republik Kosovo, Sandra Monterroso den Guatemala-Pavillon und Hristina Ivanoska den Pavillon der Republik Mazedonien repräsentieren.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre!

Eva Blimlinger
Rektorin

Andrea B. Braidt
Vizerektorin Kunst | Forschung

Karin Riegler
Vizerektorin Lehre | Nachwuchsförderung