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Zur Genealogie des Meskalins

Ivo Gurschler
Dissertationsstipendiat an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2017|18

Abstract

Das Meskalin gilt auch heute noch als ‚psychedelischer Urmeter’, da es als erste Substanz seiner Klasse wissenschaftlich systematisch erforscht wurde – und seither die Wirkeigenschaften (Dauer, Intensität, ...) vergleichbarer Drogen relativ zu denjenigen von Meskalin bemessen werden. Mit meinem kulturtheoretischen und transdisziplinären Dissertationsvorhaben Zur Genealogie des Meskalins möchte ich eine Ebene tiefer ansetzen und der Frage nachgehen, inwiefern damit auch wesentliche Parameter zur wissenschaftlichen Erschließung ‚des Psychedelischen’ abgesteckt wurden: Hat man damals die entscheidenden Weichen gestellt auf denen sich auch die heutigen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit dieser Substanzklasse bewegen? Um eine Antwort darauf finden, müssen erst weitere Fragen aufgeworfen werden, wie z. B.: Welche Disziplinen waren involviert und welche Methodologien herrschten vor? Welche Erkenntnisinteressen prägten die Herangehensweise? Welcher begrifflicher Mittel und rhetorischer Topoi bediente man sich zur Interpretation der ‚psychedelischen’ Erfahrung? Worin unterschieden sich die Versuche mit Meskalin in Reinform von jenen mit dem gesamten Kaktus, der auch andere Alkaloide enthält? Inwiefern wurde dieser Unterschied mitreflektiert? Welche Bedeutung schließlich maß man den indigenen Traditionen zu, deren Kosmologie sich rund um den Kaktus ausgebildet hatte?

Die Dissertation Zur Genealogie des Meskalins versteht sich nicht zuletzt als Beitrag zur aktuell im Entstehen begriffenen Disziplin der Psychedelic Studies. In jüngster Zeit mehren sich die Publikationen zur Geschichte der psychedelischen Forschung, größtenteils setzen diese aber beim LSD-25 an, das ein halbes Jahrhundert später hergestellt wurde. Dabei wird übersehen, dass die ersten Experimente mit dieser Substanz im Windschatten der Meskalin-Versuche unternommen wurden.

Bio

Ivo Gurschler hat in Wien und London Publizistik und Kommunikationswissenschaften, Soziologie, Philosophie und Media and Cultural Studies studiert, mit dem Performance-Kollektiv nadaproductions und im Offspace nadaLokal gearbeitet, war bis 2016 Redakteur bei skug. Journal für Musik (Abteilung thinkable) , 2015–2017 Junior Fellow beim Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK Wien/Linz) und ist nebenbei als freier Lektor, Herausgeber und journalistisch aktiv.