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Neo-Orientalismus und Sexualpolitik

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Künstlerisches Lehramt
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Vortrag von Gabriele Dietze im Rahmen der Reihe Figurationen von Geschlecht, Differenz und Identität - Ideologische Zugriffe, Autoritäre Wenden, Popularisierung von Gewalt am Institut für das Künstlerische Lehramt IKL.

In der postkolonialen Theorie wurde von Edward Said der Begriff ‚Orientalismus‘ entwickelt, um die Erfindung eines arabischen Orients in der kolonialen Phantasie zu benennen. Im gegenwärtigen Europa kann man von Neo-Orientalismus oder Okzidentalismus sprechen, wenn man die abendländische Diskriminierung muslimischer Einwanderer betrachtet, bei der sich sexistische und rassistische Ressentiments mischen. Ein Beispiel war die moralische Panik, die um sexuelle Übergriffe junger ‚Geflüchteter‘ und Migranten in der Silvesternacht 2015/16 entstanden ist. Diese war Anlass die Kategorie ‚Ethnosexismus‘ zu entwickeln, um eine sich zuspitzende Konzeptualisierung von Migration als ‚sexuellem Problem‘ zu fassen, die mit den Abwehrfigurationen der ‚sexuell unterdrückten muslimischen Frau‘ und des ‚sexuell gefährlichen muslimischen Flüchtlings‘ arbeitet. Im Gegenzug soll sich mit abendländischen Überlegenheitsnarrativen auseinandergesetzt werden, angeblich über die beste aller Regierungsformen (Demokratie), die beste aller Rationalitäten (Säkularität) und über ein maximal fortgeschrittenes sexuelles Regime (Selbstbestimmung), das in Anlehnung an eine Kategorie von Jasbir Puar als ‚Sexueller Exzeptionalismus‘ bezeichnet wird.

Gabriele Dietze ist travelling scholar. Sie lehrt und forscht zu Gender, Race, Media, Sexualpolitik und zur Rechtspopulismus in der HU Berlin und am Dartmouth College N.H.. Aktuell ist sie Fellow der Volkswagenstiftung mit dem Corona-Projekt »Quarantine Culture« und regelmäßige Beiträgerin des Gender-Blogs der Zeitschrift für Medienwissenschaft. Publikationen u.a.: Weiße Frauen in Bewegung. Genealogien und Konkurrenzen von Race- und Genderpolitiken, Bielefeld (transcript) 2013; Sexualpolitik. Verflechtungen von Race und Gender, Frankfurt/M. (Campus) 2017; Sexueller Exzeptionalismus. Überlegenheitsnarrative in Immigrationsabwehr und Rechtspopulismus, Bielefeld (transcript) 2019; zusammen mit Julia Roth (Hg.), Right-Wing Populism and Gender in Europe and Beyond, Bielefeld (transcript) 2020.

Zoom/Link: https://akbild-ac-at.zoom.us/j/5233479357

Die Vorträge und Workshops der Reihe Figurationen von Geschlecht, Differenz und Identität - Ideologische Zugriffe, Autoritäre Wenden, Popularisierung von Gewal t am Institut für das Künstlerische Lehramt IKL sind konzipiert und organisiert von Elke Gaugele und Elke Krasny.