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In der Wüste der Moderne | Koloniale Planung und danach

Datum
Termin Label
Ausstellungsdauer
Organisationseinheiten
Akademie
Ortsbeschreibung
Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Ausstellung, Film, Performance, Gespräche, internationale Konferenz

Das koloniale Nordafrika wurde ab den 1930er-Jahren zu einem
Laboratorium der europäischen Modernisierungsfantasien. Casablanca galt als Testfall für die "Stadt von morgen", inklusive radikaler Überbauungspläne. Die autogerechte Stadt, die erste Tiefgarage und das grösste Schwimmbad in amerikanischem Stil wurden für "Französisch-Nordafrika" geplant. Was hier projektiert wurde, sollte Blaupausen auch für die europäischen Metropolen und eine Erneuerung der Lebensformen liefern.

In der Wüste der Moderne stellt Architekturen und urbanistische
Konzepte vor, die in den Ausnahmezuständen kolonialer Verwaltung,
beeinflusst durch antikoloniale Befreiungskämpfe und transnationale
Migration in Nordafrika und Westeuropa entstanden. Das Beispiel
dieser Bauprojekte der 50er- und 60er-Jahre zeigt: Die europäische
Moderne wäre ohne Kolonialismus nicht realisierbar gewesen. In der
Wüste der Moderne stellt neue Forschungen und wenig bekannte
Wechselwirkungen vor: Die moderne Massenbauweise, in Nordafrika
erprobt, wanderte an die Stadtränder Westeuropas. Hier entstanden die uns bekannten Vorstädte für Hunderttausende - wobei rund um Paris oder London oftmals auch die Bewohner aus den ehemaligen Kolonien kamen. Die koloniale Geschichte kehrte heim in die Metropole. Umgekehrt wurden die Architekten der europäischen Moderne durch den Aufenthalt im Nordafrika der Befreiungsbewegungen in ihren technokratischen Planungsgewissheiten nachhaltig verunsichert. Sie begannen in Kategorien einer "anderen Moderne" zu denken. Hier wird der aufhaltsame Gang der Dekolonialisierung deutlich, die noch längst
nicht abgeschlossen ist.

Künstlerische Leitung: Marion von Osten
Kuratoren: Tom Avermaete, Serhat Karakayali, Marion von Osten

Forschungsteam:
Tom Avermaete, Serhat Karakayali und Marion von Osten in
Zusammenarbeit mit Wafae Belarbi, Madeleine Bernstorff, Jesko Fezer, Brigitta Kuster, Andreas Müller, Daniel Weiss und Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien, der TU Delft und der École
Nationale Supérieure d'Architecture de Casablanca

Die Ausstellungsarchitektur und -gestaltung wird realisiert von Jesko
Fezer, Andreas Müller und Anna Voswinckel.

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