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1. Internationaler Tag der Provenienzforschung: Drei Grafiken des Kupferstichkabinetts der Akademie zur Rückgabe empfohlen

10.04.2019

Am 10. April 2019 findet erstmals der internationale Tag der Provenienzforschung statt. Mehr als 70 Kulturinstitutionen in Deutschland, Großbritannien, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz nehmen daran mit unterschiedlichen Programmen teil. Im Rahmen von Führungen, Präsentationen, Ausstellungen und anderen Aktionen ermöglichen die Institutionen Einblicke in aktuelle Fragen und präsentieren Ergebnisse der Erforschung der Herkunft ihrer Sammlungsobjekte. Weitere Informationen:
www.provenienzforschung.gv.at/de/partner/projekte
www.arbeitskreis-provenienzforschung.org/index.php?id=tag-der-provenienzforschung

Österreich ist weltweit das einzige Land, in dem 1998 ein Kunstrückgabegesetz beschlossen wurde. Damit werden die am 3. Dezember 1998 international beschlossenen Washington Conference Principles on Nazi-Confiscated Art erfüllt, umgesetzt und bis heute angewendet. Grundlage für die Rückgabe aus Bundeseigentum ist die systematische Provenienzforschung in den Bundesmuseen und Sammlung des Bundes ( www.provenienzforschung.gv.at ). Seit 1998 hat der Kunstrückgabebeirat rund 350 Empfehlungen auf der Basis von Provenienzrecherche und –forschung ausgesprochen und es wurden zehntausende Objekte – von der Goldenen Adele über Autos, Vogelbälger, bis hin zu einzelnen Büchern – an die ursprünglichen Eigentümer_innen oder deren Erb_innen zurückgegeben.

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Johann Christoph ERHARD, Im Höllenthal , 1818, Radierung, Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien, Inv.nr.: DG 57.652

Für einzelne Bundesmuseen liegen bereits vorläufige Endberichte vor – Provenienzforschung kann jedoch nie als abgeschlossen gelten, wurden doch gerade in den letzten 20 Jahren zahlreiche Quellen gefunden, neu erschlossen, digitalisiert und breit zugänglich gemacht. Seit 2013 werden auf Initiative von Rektorin Eva Blimlinger auch in der Gemäldegalerie und dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien im Auftrag der Kommission für Provenienzforschung Recherchen durchgeführt. In der Gemäldegalerie, die zunächst von René Schober und jetzt von Konstantin Ferihumer bearbeitet wird, sind diese vorläufig abgeschlossen: es gibt keinen Rückgabefall – manches konnte aufgrund fehlender Quellen nicht geklärt werden.

Nun werden die Bestände des Kupferstichkabinetts untersucht und es konnte bereits ein Rückgabefall dokumentiert werden. Es handelt sich dabei um zwei Radierungen (von Johann Christoph Erhard, 1818, und von Adrian Ludwig Richter, 1830) und einen Kupferstich (von Frans Floris, Geometria, 1565) der ehemaligen Kunstsammlung von Moriz Grünebaum (1873-1942), die in den 1980er Jahren im Zuge der Schenkung eines Wiener Kunstsammlers an das Kupferstichkabinett der Akademie gelangten.

Bundesminister Heinz Faßmann ist der Empfehlung des Kunstrückgabebeirates zur Rückgabe der drei Grafiken gefolgt. Die Kolleg_innen der Israelitischen Kultusgemeinde wurden mit der Erb_innensuche beauftragt.

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Adrian Ludwig RICHTER, In der Ramsau bei Salzburg , 1830, Radierung, Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien, Inv.nr.: DG 56.086

Weitere Informationen:

www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Gruenebaum_Moriz_2019-01-11.pdf
www.lexikon-provenienzforschung.org/gr%C3%BCnebaum-moriz
www.facebook.com/akademiegalerie/?epa=SEARCH_BOX
www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/themen-entdecken/kunst-und-architektur/kunstgeschichte-kunstwissenschaft/37705/schriftenreihe-der-kommission-fuer-provenienzforschung