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Die Akademie trauert um Friedrich Kurrent (1931-2022)

Am Montag ist Friedrich Kurrent im Alter von 90 Jahren gestorben. Kurrent galt als Wiederentdecker der Architektur der Moderne und hat im Laufe seiner Karriere zahlreiche Sakralbauten entworfen.

Friedrich Kurrent studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien Architektur bei Clemens Holzmeister, 1950 gründete er mit Wilhelm Holzbauer, Otto Leitner und Johannes Spalt die arbeitsgruppe 4, die mit ihren Bauten und Ausstellungen die österreichische Nachkriegsära prägte. 1965 war er Gründungsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Architektur (ÖGFA), von 1973 bis 1996 lehrte er als Professor an der Technischen Universität München.

Parallel zu seiner schaffenden Tätigkeit etablierte sich Kurrent als Lehrer, als der er großen Einfluss auf die nachkommenden Architektengenerationen auch in Deutschland hatte. Von 1968 bis 1971 war er Assistent bei Ernst A. Plischke an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1973 wurde er als Nachfolger von Johannes Ludwig Ordinarius des Lehrstuhls für Entwerfen und Raumgestaltung an der Technischen Universität München. Zusätzlich lehrte Kurrent ab 1976 als Nachfolger von Josef Wiedemann das Fach Sakralbau an der Technischen Universität München. Von 1981 bis 1983 war er Dekan der dortigen Fakultät für Architektur. Kurrent emeritierte 1996.

Mit der großzügigen Schenkung seiner 55 Reiseskizzenbücher an das Kupferstichkabinett im Jahr 2015 hat es Friedrich Kurrent einer interessierten Öffentlichkeit ermöglicht, einen sehr persönlichen Blick in sein zeichnerisches Oeuvre zu werfen. Sie beinhalten Skizzen, die auf seinen vielfältigen Exkursionen entstanden sind, darunter Reisen quer durch Europa, wie etwa nach Italien, Griechenland, Deutschland oder Spanien, und nach Übersee, wie nach Ägypten, Israel, Marokko oder in die Türkei. Aufgrund des 55 Jahre umspannenden Zeitraums, in dem diese Bücher entstanden sind, und des oft spontanen Charakters der Zeichnungen dokumentieren sie in einmaliger Weise Kurrents Zeichenkunst und seine Sicht auf die Architektur. Dabei verstand er die Zeichnung einerseits als Medium zur Verdichtung und zugleich zur Reduktion von geschauten Architekturen und andererseits war sie ihm ein Hilfsmittel zur visuellen Erinnerung. Er selbst meinte dazu: „Ich zeichne also, was man nicht fotografieren kann.“ Mit seiner Schenkung hat er der Akademie einen einzigartigen Schatz überlassen, der auch künftigen Generationen eine wertvolle Quelle sein wird.

Friedrich Kurrent: 55 Reiseskizzenbücher aus 55 Jahren, 1956–2011