Oh Man! Aggrieved Masculinity, Silicon Valley and the new Far-Right
Vortrag von Ana Texeira Pinto über Gekränkte Männlichkeit, Silicon Valley und den neuen Rechtsextremismus im Rahmen der Ringvorlesung am Institut für bildende Kunst, organisiert vom Fachbereich Kunst und Zeit | Medien.
Nach dem unmittelbaren Erfolg von “Der Untergang des Abendlandes” schrieb Oswald Spengler ein kurzes Buch, das mit seiner berühmten Lobrede auf einen verkalkten römischen Soldaten endet, dessen Körper in Ausübung seiner Pflicht erfroren war. Der Text beschwört nicht Triumph oder Ruhm, sondern ein stark geschlechtsspezifisches Bild von Pflicht und Opferbereitschaft: „Wir sind in diese Zeit geboren und müssen tapfer den Weg zu Ende gehen, der uns bestimmt ist. Es gibt keinen andern. Auf dem verlorenen Posten ausharren ohne Hoffnung, ohne Rettung, ist Pflicht. Ausharren wie jener römische Soldat, dessen Gebeine man vor einem Tor in Pompeji gefunden hat, der starb, weil man beim Ausbruch des Vesuv vergessen hatte, ihn abzulösen. Das ist Größe, das heißt Rasse haben. Dieses ehrliche Ende ist das einzige, das man dem Menschen nicht nehmen kann.“ - Oswald Spengler (1931) Der Mensch und die Technik, C. H. Beck, München, S. 87f.
In einer Zeit, in der viele politische Fragen in der Rhetorik der Männlichkeit artikuliert werden, möchte der vorliegende Vortrag die Kodifizierungen des Exzesses und des Stoizismus untersuchen, durch die männliche Aggression kulturelles Kapital und damit auch ökonomischen Wert erwirbt; Es geht darum wie die Kultur dem Körper eine geschlechtsspezifische Vision von Kontrolle, Widerstand und Wiedergutmachung aufprägt; und den Aufschwung revolutionärer Energie ohne klaren politischen Inhalt, der allein durch die Idee definiert wird, das Gewalt das Erhabene hervorbringt.
Dr. Ana Teixeira Pinto ist Schriftstellerin und Kulturtheoretikerin und lebt in Berlin. Sie ist Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg (AdBK) und Theorie-Tutorin am Dutch Art Institute. Ihre Schriften sind in Publikationen wie Third Text, Afterall, e-flux journal, Manifesta Journal und Texte zur Kunst erschienen. Sie ist die Herausgeberin einer Buchreihe über die antipolitische Wende, die demnächst bei Sternberg Press erscheinen wird. Zusammen mit Kader Attia und Anselm Franke organisierte sie die Konferenz und Podcast-Reihe „The White West: Whose Universal“, die am HKW Berlin stattfand, und war Mitglied des künstlerischen Teams der Berlin Biennale 2022.