Pädagogiken der Zärtlichkeit und Gastfreundschaft als Politiken zur Heilung der kolonialen Wunde
Diese Veranstaltung wird organisiert vom Studio Kunst und Intervention | Konzept (Prof. Marina Gržinić) in Zusammenarbeit mit MEZEKƎRƎ – einem neuen Raum für globale und diasporische künstlerische Praktiken, die Kosmologien der Fürsorge, der Konvivialität und des sozialen Wandels erkunden.
19–19:30 h
Lecture Performance
Pädagogiken der Zärtlichkeit und Gastfreundschaft als Politiken zur Heilung der kolonialen Wunde
Lia García (La Novia Sirena)
19:30–20:45 h
Gespräch
Fürsorge, Nahrung und Gastfreundschaft in künstlerischer und kuratorischer Praxis
Lia García & Marissa Lôbo
In dieser Lecture Performance reflektiert Lia García über die Politiken der Zärtlichkeit und Fürsorge aus ihrer Perspektive als Künstlerin und Pädagogin. Sie schöpft aus ihren gelebten Erfahrungen in Mexiko. Im Anschluss folgt ein Künstler:innengespräch mit Marissa Lôbo – Künstlerin, Kuratorin und Doktorandin der Philosophie an der Akademie der bildenden Künste Wien – deren Arbeit sich auf Kuratieren durch Fürsorge, Gastfreundschaft, Zuwendung und Zuneigung konzentriert.
Die koloniale Wunde hat tiefe und anhaltende Spuren in unseren Körpern und Affekten hinterlassen. Unsere Haut trägt das Echo des Schmerzes, der Wut, der Frustration und des Eingesperrtseins – Erbe einer brutalen Geschichte von Enteignung, Gewalt und Gefangenschaft. Im Laufe der Zeit haben antikoloniale Praktiken kollektive Wege geschaffen, diese Wunden zu heilen. Unter ihnen ragen Pädagogiken der Zärtlichkeit und der Gastfreundschaft hervor – als kraftvolle Werkzeuge des Fragens, Gestaltens und Handelns.
Lia García (La Novia Sirena) ist Performancekünstlerin, Pädagogin und Dichterin. Sie ist bekannt für ihren radikalen trans Aktivismus, der nicht nur die Verteidigung der LGBTIQ+-Rechte in Mexiko umfasst, sondern auch performative, bildungsbezogene und poetische Interventionen an symbolisch aufgeladenen öffentlichen Orten wie Gefängnissen, Krankenhäusern, Schulen, Militärlagern und Märkten. Sie ist Urheberin des Konzepts der „Ästhetik der radikalen Zärtlichkeit“ (2012), das sich zu einer eigenständigen Form politischen Aktivismus in Abya Yala (Lateinamerika) entwickelt hat. Ihre affektiven, künstlerisch-pädagogischen Interventionen stellen patriarchale Gewalt und die Marginalisierung geschlechts- und sexualitätsnonkonformer Körper – insbesondere im von Transfeminiziden geplagten Mexiko – in Frage. García ist Autorin von Cucarachas Literarias, dem ersten Archiv von LGBTIQ+-Kinder- und Jugendliteratur in Lateinamerika, und Mitbegründerin der Red de Juventudes Trans México sowie zahlreicher weiterer Netzwerke. Ihre Arbeit wurde auf bedeutenden internationalen Festivals gezeigt und in Publikationen von Editorial Sexto Piso, Almadía und dem Hemispheric Institute of Performance veröffentlicht.
Marissa Lôbo ist Künstlerin, Kuratorin und Kulturproduzentin. Sie hat einen MA in Postkonzeptuellen Studien und promoviert in Philosophie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre künstlerischen und kuratorischen Arbeiten sind geprägt von Praktiken der Fürsorge, Zuneigung und transformativer Politiken. Lôbo war Mitglied von maiz, einem selbstorganisierten migrantischen Kollektiv, und ist Mitbegründerin sowie künstlerische Leiterin von Kültüř Gemma!. Sie hat innovative Projekte mitkuratiert, darunter Night School (Wiener Festwochen), Smashing Wor(l)ds und Vivências | Art as Vessel to Conjure Spaces of Softness. Derzeit arbeitet sie an der Entwicklung des MEZEKƎRƎ Festivals for Global Majority Arts, Politics & Care.