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Normalität als Katastrophe? Für eine ökologische Politisierung des Alltäglichen

Datum
Uhrzeit
Organisationseinheiten
Künstlerisches Lehramt
Ort, Adresse (1)
Karl-Schweighofer-Gasse 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1070 Wien
Ort, Raum (1)
2.11

Das Auto als Metapher fürs Verharren in ökologisch katastrophalen Lebensweisen. Ein Workshop, der sich künstlerischen, aktivistischen und theoretischen Strategien der Ermächtigung im Zeitalter der ökologischen Katastrophe widmet. Institut für das künstlerische Lehramt, Kunst und Bildung

Die ökologische Katastrophe ist in aller Munde und trotzdem ändert sich viel zu wenig. In diesem Workshop werden Strategien an der Schnittstelle von Kunst, Theorie und Aktivismus vorgestellt, die unsere Verwobenheit mit ökologisch katastrophalen, „modernen“ Lebenspraktiken erforschen. Zentraler Fokuspunkt ist hierbei das Auto als Metapher für unsere libidinöse, ökonomische, soziale, kulturelle und politische Abhängigkeit von toxischen Lebensformen im fossilen Kapitalismus. Das Auto wird hierbei nicht primär als technologische Errungenschaft, sondern als Prothese und Verkörperung von modernen Begriffen wie Freiheit, Mobilität und Selbstbestimmtheit gedacht. Das Problem des Autos im sogenannten „Anthropozän“ ist demnach nicht nur dessen massiver Schadstoffausstoß, sondern dessen Tendenz zur Homogenisierung von Lebensräumen und Lebensweisen. Das, was wir „Natur“ nennen und zum Teil auch schützen wollen, ist ein Produkt dieses hegemonialen Weltzugangs, der durch das Auto erst mehrheitsfähig wurde. Mittels einer Lektüre spekulativer Fiktion von Ursula LeGuin werden wir versuchen, diese durch das Auto hergestellte Normalität als Katastrophe zu verstehen. Durch diesen kritischen und (de)konstruktivistischen Ansatz stellt sich eine intersektionale Anschlussfähigkeit an post-koloniale und feministische Diskurse her, die einem naiven „Naturschutz“-Aktivismus oftmals fehlt. Unsere Blindheit gegenüber der ökologischen Katastrophe entpuppt sich so nicht mehr als moralisches Fehlverhalten, sondern als logische Fortschreibung des materiellen Erbes der patriarchalen und rassistischen europäischen Moderne, die sich in Technologien wie dem Auto aktualisieren. In diesem Licht kann man Aktionen wie jene der „Letzten Generation“ als Vorboten eines Kampfes gegen diese zutiefst problematische Normalität einordnen. Entgegen eines individualisierenden Schulddiskurses sollen in diesem Workshop kreative und sinnliche Strategien des ermächtigenden Umgangs und Spiels mit einer toxischen Normalität erforscht werden.

Vorbereitende / anstachelnde Lektüre (wer Lust hat): Wir brauchen Öko-Punks! von Kilian Jörg: https://www.heise.de/tp/features/Wir-brauchen-Oeko-Punks-7367199.html

KILIAN JÖRG arbeitet an den multimedialen Schnittstellen zwischen Kunst und Philosophie. Akademisch in beiden Bereichen ausgebildet, bedient er sich der Ausdrucksmittel des Textes ebenso wie derjenigen der Installation, der Performance und der Musik. Er arbeitet als DJ, ist Gründer des Kollektivs philosophy unbound und arbeitet in Berlin, Wien und Brüssel. Sein Hauptforschungsgebiet ist die ökologische Katastrophe und unser kultureller Umgang mit ihr. Kilian ist Teil der Performance-Forschungscluster Stoffwechsel - Ecologies of Collaboration, philosophy unbound und im_flieger und promovierte zum Thema Affirmation of Ecological Reasonings - What to do with Reasonability in the Anthropocene?.

Er hat Bücher über Clubkultur (Die Clubmaschine (Berghain), Textem 2018 - mit Jorinde Schulz), den politischen Backlash aus ökologischer Perspektive (Backlash - Essays zur Resilienz der Moderne, Textem 2020), die Erfindung einer spekulativen Religion des Abfall und der Verschwendung (Toxic Temple, Edition Angewandte / de Gruyter 2022 - mit Anna Lerchbaumer) und über Abstandskultur im Zeitalter der Katastrophen (Neue Vorsicht - Philosophie des Abstands im Zeitalter der Katastrophen (Edition Konturen 2022) geschrieben. Derzeit arbeitet er am SFB Affective Societies der FU Berlin an einem Buch über das Auto als Metapher für unsere toxische Verstrickung mit modernen Lebensweisen. Mehr über Kilians Aktivitäten auf: Kilianjoerg.blogspot.com