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Die Akademie trauert um Arik Brauer (1929–2021)

Der österreichische Universalkünstler Arik Brauer ist am Sonntagabend im Beisein seiner Familie im Alter von 92 Jahren verstorben. Brauer war Maler, Grafiker, Bühnenbildner sowie Sänger und gehört zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Von 1986 bis 1997 war Arik Brauer ordentlicher Professor für Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien.

Brauer wurde am 4. Jänner 1929 in Wien als Erich Brauer in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Der Nationalsozialismus beendete seine Kindheit im Wien der 30er Jahre, über die er in seinem auch vom Fernsehen ausgestrahlten Soloprogramm „A Gaude war’s in Ottakring“ berichtet hat. Brauers Vater starb in einem Konzentrationslager, er selbst überlebte in einem Versteck.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs inskribierte der damals 16-Jährige an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Dort waren u. a. Albert Paris Gütersloh und Herbert Boeckl seine Lehrer. Nach Abschluss seines Studiums unternahm Brauer ausgedehnte Reisen, besonders Eindrücke aus dem Orient sollten sein späteres Werk prägen.

Mit seiner Frau Naomi ließ er sich in Paris nieder, wo das Paar mit Singen seinen Lebensunterhalt verdiente. Wenig später stellten sich auch erste Ausstellungserfolge ein. Als Brauer 1964 die Pariser Boheme verließ und nach Wien zurückkehrte, genossen die Protagonisten der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität. Brauers Gesangskarriere erreichte in den 70er Jahren ihren Höhepunkt: Mit Dialektliedern wie Sie ham a Haus baut und Sein Köpferl im Sand war er an der Geburt des Austropops maßgeblich beteiligt. Zudem war Brauer an Fernsehspielen beteiligt und als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner tätig. 1986 trat er seine Professur für Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien an.

Ab Anfang der 90er Jahre beschäftigte sich der Künstler – wie seine Kollegen Ernst Fuchs und Friedensreich Hundertwasser – mit Architektur. 1993 entstand in der Wiener Gumpendorfer Straße ein „Brauer-Haus“, 1996 gestaltete Brauer die Fassade einer katholischen Kirche in Wien-Leopoldstadt.

Im September 1997 zog er sich nach zwölfjähriger Lehrtätigkeit als Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste zurück. Anlässlich seines 85. Geburtstags widmete ihm das Leopold Museum in Wien unter dem Titel Gesamt.Kunst.Werk eine Werkschau, im selben Jahr präsentierte er im Wiener Jüdischen Museum eine von ihm gestaltete Pessach-Haggada. Brauer hatte das Buch, das am Sederabend, der den Beginn des jüdischen Pessach-Festes markiert, gelesen wird, schon 1979 einmal illustriert.

Brauer erhielt zu Lebzeiten zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter das Österreichischen Ehrenkreuz 1. Klasse, den Preis der Stadt Wien für Malerei und die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold. 2015 wurde er mit einem Amadeus Award für sein Lebenswerk geehrt. 2018 erhielt er im Rahmen des Antisemitismus- und Antizionismus-Kongresses in Wien das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich.

Im Oktober 2019 erhielt Brauer den erstmals von der Styria Media Group und der „Kleinen Zeitung“ vergebenen Fritz-Csoklich-Demokratiepreis. Der Künstler hielt damals ein flammendes Plädoyer für Demokratie und Menschlichkeit. Die Demokratie sei immer gefährdet, es gebe dafür in der Natur kein Vorbild, der Mensch habe sie erfinden müssen, um die in der Natur selbstverständliche und arterhaltende Eigenschaft des Egoismus überwinden zu können, sagte Brauer bei der Preisverleihung.

„Wir verteidigen unsere Machtpositionen nicht wie Ziegenböcke mit Beinen und Hörnern und Muskeln im Genick, sondern mit Atombomben. Und so haben wir die Demokratie erfunden.“ Der laut Eigendefinition „berufliche Wunschdenker“ plädierte für eine „Weltdemokratie“, nur dann könnten die Menschen zufrieden leben. (ORF)

Kondolenzschreiben:

In Dankbarkeit und tiefer Trauer
Beatrix Bastl

Ich bin Arik Brauer - den Umständen geschuldet - als Kollege nur peripher begegnet, was mir sehr leid tut. Dennoch habe ich ihn überaus geschätzt. Mein Beileid gilt seiner Familie, die er sehr geliebt hat – R.I.P.
Wolfgang Baatz

Schade, dass so ein lieber Mensch von uns gegangen ist.
Dr. Erika Hudritsch und Fam. Fiebinger