Temp/rovisationen: Afrikanisch diasporische Zeit*Räume imaginieren

"Temp/rovisations: Imagining African Diaspora Time*Spaces" untersucht, wie künstlerische Praktiken innerhalb der afrikanischen Diaspora das Gefüge der Zeit neu denken. Vor dem Hintergrund des sogenannten "temporal turn" erforscht das Projekt, wie Film, Performance und Installationskunst alternative Rhythmen und Zeitlichkeiten hervorbringen, die koloniale Rahmenbedingungen und lineare Fortschrittsnarrative infrage stellen. Im Zentrum steht dabei das originäre Arbeitskonzept temp/rovisations – eine Verschmelzung von "temporal" und "improvisation" – welches ein alternatives Vokabular sowie methodologische Ansätze einführt, um die Weise zu erfassen, in der Künstler:innen fluide, sich wandelnde Zeit*Räume durch Improvisation und Akte des Zusammenkommens hervorbringen.

Anstatt die Zeit der afrikanischen Diaspora lediglich als Gegenentwurf zu westlichen Traditionen zu betrachten, rückt das Projekt die kreative Kraft der Improvisation in den Vordergrund – als Methode, um neue Konstellationen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hervorzubringen. Durch kollektiven Austausch, Peer-Labore und Archivrecherchen wird nachgezeichnet, wie diese Praktiken zeitliche Zuschreibungen destabilisieren und dekoloniale Imaginationen von Zeit eröffnen. Ähnlich wie im Jazz bestehen temp/rovisations aus selektiven Wiederholungen, Unterbrechungen und Neuerfindungen – Gesten, die Zeitlichkeit zugleich als Überlebensmodus wie auch als Möglichkeitsraum sichtbar machen.

Aus dieser Perspektive hebt das Projekt den improvisatorischen Charakter diasporischer Praktiken als entscheidend für das Verständnis von Schwarzsein und kreativen Schaffen hervor und lädt ein, grundlegend darüber nachzudenken, wie Zeit gelebt und umgestaltet, wie sich dieser aber auch widersetzt werden kann.