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Einladung zur Defensio von Caitlin Berrigan

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Defensio
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
Anatomiesaal

Das PhD in Practice Programm der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Caitlin Berrigan' Dissertation Incantations of Inhuman Language“ ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Christina Jauernik (Vorsitz), Anette Baldauf und Renate Lorenz (Betreuer_innen), Alena Williams (externe Gutachterin, Akademie der bildenden Künste Wien).

Abstract

Diese Kosmologie in Form einer künstlerischen Forschungsarbeit versteht sich als Aufforderung, die Konturen ontologischer Kategorien zu hinterfragen, zu erweitern und zum Schimmern zu bringen. Am indistinkten Spalt zwischen Leben und Nicht-Leben, meinem und deinem Körper und dem Körper des Planeten befinden sich zwei Existenzen: das Virale und das Mineralische. Als Mitgestirne sind sie Teil dieser Kosmologie, die Formen von Relationalität über eine Ökologie der pluralen Selbste, der Materien und der Anderen – sowohl der Lebenden als auch der Untoten – hinweg zu praktizieren versucht. Die daraus hervorgehenden Arbeiten befassen sich mit unseren materiell-semiotischen Beziehungen innerhalb eines Mit-ihnen-Seins und in der Tat damit, wie diese Beziehungen unsere Subjektbildung in menschliche Holarchien hinein mitkonstituieren: wir sind Teil ihrer. Wie können wir die nicht-menschliche Welt verstehen, interpretieren und in Beziehung zu ihr sein? Wie können wir andere Arten praktizieren, ein Körper zu sein? Die Praktiken innerhalb dieser Kosmologie bringen die Kräfte des Ungesehenen, des Mikropolitischen, des Mineralischen und des Nicht-Menschlichen in den Bereich des Sinnlichen. Diese sich in Beziehung und Praxis entfaltenden autotheoretischen Schriften und Kunstwerke verwenden Methoden der Technopoetik, der Queer-Phänomenologie und der Gegeninfrastrukturen.

Mein spekulatives Schaffen ist in einer dominanten Gegenwartslogik verankert, derzufolge die Steinmaterie der Erde als scheinbar unerschöpfliche Ressource für Kapitalgewinn und Technogovernance ausgebeutet wird. Geologische Formationen werden weithin als inaktive, materielle Substrate betrachtet und nicht als komplexes, sympoietisches System, das Leben erhält und das Klima reguliert. Dieser Logik ist eine Krise inhärent, die die Systeme und Größenordnungen gegenseitiger Abhängigkeit auf dem Planeten verkennt. Um diese geschlossene Schleife zu verlassen und anders zu spekulieren, weist Incantations of Inhuman Language eine Welt auf, in der die nicht-menschlichen Handlungspotentiale des Planeten miteinander und mit einer menschlichen Allianz im Austausch stehen, die im Dienste der Begehren der mineralischen Erde arbeitet. Meine Arbeit versteht kosmologischen Weltenbau sowohl als Handwerk als auch als philosophischen Rahmen und beschäftigt sich mit den verkörperten Formen und der substanziellen Politik der Schaffung einer Welt, in der der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht. Das Aufbegehren von Vulkanen und Viren vibriert durch und durch.

 Spekulative Welterschaffung ist eine kritische, imaginative Praxis, die auf eine emanzipatorische Politik abzielt. Die ProtagonistInnen dieser Arbeiten stimmen sich kollektiv auf „affektive Geologien“ ein, auf ein Mitschöpfen einer Subjektivität, die mit nicht-menschlichen Kräften ausgestattet ist und immer über das Selbst hinausgeht: ein Vielfaches sein, Mit-Sein, Unbegrenzt-Sein. Diese Arbeit fragt: Wie könnte es aussehen, Allianzen über verschiedene metabolische Formen hinweg zu schaffen?

Kurz-Biographie

Caitlin Berrigan arbeitet als Künstlerin, Filmemacherin und Autorin an der Erforschung von Poetik und queerer Science-Fiction als weltbildende Praktiken durch Skulptur, Video und erweiterte neue Medien. Ihre frühen Arbeiten sensibilisieren für die Zusammenhänge um Viren, Behinderung, Kapitalismus und Ansteckung. Ihre aktuelle künstlerische Forschung zu geologischen Belebtheiten in der Klimakrise untersucht, wie Mineralien, Giftstoffe und elementare Medien durch Datenkapitalismus und unmenschliche Intimitäten transformiert und mobilisiert werden.

Berrigans Einzelausstellungen bei JOAN (Los Angeles) und Art in General (New York) wurden in Artforum von der Kritik gelobt, und ihre Arbeiten wurden auf internationaler Bühne gezeigt, unter anderem im Whitney Museum of American Art, im Berlinale Forum Expanded, im Haus der Kunst München, im Mudam Luxemburg, in der Henry Art Gallery Seattle, im Ashkal Alwan Beirut, im Harvard Carpenter Center, beim European Media Arts Festival und beim Poetry Project NY. Ihre Texte wurden bei e-flux, Georgia, MARCH, Duke University Press und in einem Künstlerbuch bei Broken Dimanche Press veröffentlicht. Sie wurde von Creative Capital, Skowhegan, der Humboldt Foundation, der Graham Foundation und Schloss Solitude mit Preisen gefördert. Derzeit ist Berrigan PI Senior Postdoctoral Fellow und PhD-in-Practice an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Sie hatte Vollzeitstellen und Gastprofessuren an der NYU Tisch, dem Caltech, dem Bard College Berlin und an Harvard inne. Sie absolvierte einen Master im Programm für Kunst, Kultur und Technologie am MIT und einen B.A. am Hampshire College.

Die Defensio wird in englischer Sprache und in der Akademie am Schillerplatz, Anatomiesaal sowie online via Zoom stattfinden.

Zoom-Link: https://tinyurl.com/phdinpractice

Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.