Residency Kairo 2026 vergeben
In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Kulturforum Kairo, dem Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport sowie der Akademie der bildenden Künste Wien wurde eine Residency in Kairo für Absolvent_innen der Akademie ausgeschrieben. Wir freuen uns, bekannt zu geben, dass Marlene Coates eingeladen wurde, im April und Mai 2026 die Residency in Kairo zu verbringen. Zudem wurde in Kooperation mit PART – International Art Residency Austria der ägyptische Künstler Omar Abd El-Baqi eingeladen, im Februar 2026 eine einmonatige Residency in Wien zu absolvieren
Statement von Marlene Coates:
"Bereits für meine Diplomausstellung La Sombra (2025) habe ich mich mit dem Fries als Form einer nicht-linearen, spekulativen Erzählung beschäftigt, die ich in Ägypten - einem Ort, an dem Bild und Architektur seit Jahrtausenden über horizontale Erzählungen in Stein und Pigment verbunden sind - weiter behandeln möchte. Ich möchte in Kairo den Fries als Form des Erinnerns untersuchen – als Übergang zwischen Architektur, Körper und Bild. Dabei interessiert mich sowohl die ikonografische Deutung als auch das formale Prinzip der Wiederholung und des Verschwindens, das sowohl in ägyptischen Reliefs als auch in meinen geisterhaften Figuren erscheint. Durch das Studium historischer Wand- und Friesformen, Pigmente und Bindemittel möchte ich eine Werkserie entwickeln, die das Prinzip des „ephemeren Bandes“ in eine zeitgenössische Zeichnung und Wandarbeit überführt."
Marlene Coates, * 1998 in Frankfurt am Main, lebt und arbeitet in Wien. In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich mit verkörperter Erinnerung, Erscheinungen und sedimentierten Nachbildern. Sie arbeitet vorwiegend zeichnerisch und skulptural. 2025 schloss sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Iman Issa ab. Zuvor absolvierte sie ein Austauschjahr an der Escuela Nacional de Pintura, Escultura y Grabado „La Esmeralda“ in Mexiko-Stadt.
Statement von Omar Abd El-Baqi:
"Meine Arbeit befasst sich intensiv mit mündlichen Erzählungen, populärem Gedächtnis und Formen inoffiziellen Wissens. Ich sammle diese Geschichten in Dhikr-Kreisen, während Moulid-Nächten sowie aus Fragmenten, die in meiner eigenen Familie weitergegeben wurden. Dabei versuche ich zu verstehen, was sie über Autorität, Gehorsam, Widerstand und darüber aussagen, wie Gemeinschaften sich selbst entwerfen. Diese Narrative funktionieren wie ein unsichtbares politisches System – eines, das Glaubensvorstellungen und Verhalten beeinflusst, ohne jemals offiziell in Erscheinung zu treten.
Die Erfahrung einer anderen Erzählkultur, eines veränderten Rhythmus des Alltagslebens und einer neuen visuellen Sprache würde die Annahmen herausfordern, die ich darüber habe, wie Geschichten funktionieren und wie Archive entstehen. Insbesondere Wien bietet eine deutlich andere Geschichte des Erzählens, der Dokumentation und der künstlerischen Produktion. Sich in einer Stadt aufzuhalten, die Jahrhunderte vielschichtiger kultureller, politischer und intellektueller Archive – sowohl formeller als auch informeller – in sich trägt, ermöglicht es mir, produktive Vergleiche zwischen der Konstruktion von Erinnerung in Ägypten und ihrer Prägung in Europa zu ziehen. Letztlich erhoffe ich mir von dieser Residency eine neue Perspektive – eine, die es mir erlaubt, mit einem vertieften Verständnis meiner Arbeit, meines Kontextes sowie der politischen und kulturellen Strukturen, die die von mir gesammelten Geschichten formen, nach Hause zurückzukehren.
Omar Abd El-Baqi, *1997, ist ein in Kairo lebender bildender Künstler und Archivar. Seine Praxis umfasst Zeichnung, Installation, Readymade-Objekte und Text. Er arbeitet mit Geschichten, die durch mündliche Überlieferung zirkulieren, sowie mit jenen, die von Hand zu Hand unter den Vergessenen weitergegeben werden, um zu untersuchen, wie Macht darüber entscheidet, was erinnert wird, was begraben bleibt und wer überhaupt sprechen darf. Als Absolvent der Fakultät für Bildende Künste der Helwan-Universität (2020) hat Omar an zahlreichen unabhängigen Ausstellungen und Programmen teilgenommen. Seine archivische Arbeit an der Townhouse Gallery und der Mashrabia Gallery (2018–2020) prägt seine Auseinandersetzung mit kulturellem Gedächtnis, Abwesenheit und institutionellen Strukturen bis heute.

