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xposit / zwei zwölf. Die Alumni-Ausstellungsreihe der Akademie der bildenden Künste Wien

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Eröffnung
Organisationseinheiten
xposit
Ortsbeschreibung
Büroräume der Rektorinnen

Mit der Alumni-Ausstellungsreihe xposit werden jedes Semester wechselnde Arbeiten von Absolvent_innen auf Empfehlung von Professor_innen der Akademie in den Rektoraten vorgestellt.

Dieses Semester stellen die Künstler_innen e park und eppark (Kontextuelle Malerei bei Hans Scheirl) sowie Veronika Merklein (Performative Kunst bei Carola Dertnig) und Jenni Tischer (Video bei Dorit Margreiter) aus.

Die Ausstellungen sind am Eröffnungstag von 15 bis 17 Uhr
sowie am 22. November, 13. Dezember und 24. Jänner jeweils von 11 – 14 Uhr geöffnet.

Treffpunkt Büro der Rektorin, Raum M 5
Begrüßung: Eva Blimlinger
Einführung in das Werk von Veronika Merklein: Carola Dertnig

Büro der Vizerektorin Lehre | Nachwuchsförderung
Begrüßung: Karin Riegler
Einführung in das Werk von Jenni Tischer: Dorit Margreiter

Büro Vizerektorin für Kunst | Forschung, Raum M21
Begrüßung: Andrea B. Braidt
Einführung in das Werk von e park und eppark: Hans Scheirl
Performance: e park with eppark

Veronika Merklein , geboren 1982 in Schwäbisch Hall, lebt als Künstlerin und Mensch in Wien und unterwegs. 2004-12 Studium der bildenden Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Kunsthochschule Kassel mit dem Schwerpunkt Performative Kunst.

Die Pose als bewusst gesetzte Performance wird erst durch die Wiederholung und das Selbstverständnis des/der Agierenden und das Deuten dieser durch das gemeinte Umfeld als solche statuiert.

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Veronika Merklein, "Pose 2 - Veronika mit dem Schweißtuch", 2012
Konzept/Modell/Bearbeitung: Veronika Merklein, Foto: Christian Messner

Die Fotoarbeiten Pose 1 - Marina Abramović und Pose 2 - Veronika mit dem Schweißtuch sind Allegorien auf die klassischen Disziplinen; die der Malerei und die der Bildhauerei. Sie treten in ein Wechselverhältnis mit der derzeitigen Diskussion in der Performancekunst um die Ausstellbarkeit von Performancekunst. Das bewegte Objekt und das unbewegte Subjekt finden sich in der performativen Bewegungslosigkeit stets wieder, die meinen performativen Arbeiten inne wohnt. Beide Arbeiten werden in Form von freistehenden lebensgroßen Aufstellern zusammen mit einem gemeinsamen Portrait Pose 3 - Künstlerin mit Rektorin und Meerschweinchen gezeigt, welche eigens für das Büro von Mag. Eva Blimlinger konzipiert wurden.

e park und eppark leben inLondon und Wien. Studium der bildenden Kunst an der Goldsmiths University London (Abschluss 2010) und an der Akademie der bildenden Künste Wien (Abschluss 2012).

In Kollaboration mit eppark präsentiert e park eine Installation aus bestehenden und neu produzierten Werken. Hierfür hat eppark der Künstlerin Unmengen an Archivmaterial überlassen und damit eine Reise ins Unbekannte der Gehirngänge angestoßen - eine Zusammenarbeit wie sie beispielhaft für e parks Arbeitsweise ist.

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e park and eppark, yet something not (let the question suspended for that moment) , 2012, printed collage of downloaded googled images on paper

Ausgestellt werden in Wien entstandene Gemälde aus den Jahren 2005-07 kombiniert mit einer Serie von Zeichnungen, die sie seit 2004 in Wien und London produziert. Die Ausgangsbasis bildet Archivmaterial des an der Akademie realisierten Performance- und Malereiprojekts lady cunt lalala (2004 -08), das in adaptierter Form sowohl in der Ausstellung als auch in einer Performance während der Eröffnung neu interpretiert wird.

Jenni Tischer , geboren 1979 in Heidelberg, lebt und arbeitet in Berlin. Studium der bildenden Kunst bei Dorit Margreiter an der Akademie der bildenden Künste Wien, Abschluss 2010.

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Jenni Tischer, OHNE TITEL , 2012
Foto: Philipp Ottendörfer, Courtesy die Künstlerin und Krobath Galerie Wien/Berlin

Ihre erste Institutionelle Einzelausstellung fand im Mai 2012 im Bielefelder Kunstverein statt, außerdem wurden ihre Arbeiten im Rahmen von Ausstellungen auf der ABC (Art Berlin Contemporary), in der Galerie Krobath (Berlin), in den Projekträumen Dolores (Galerie Ellen de Bruijn, Amsterdam) und Saprophyt (Raum zur Realisierung künstlerischer Projekte und Interventionen, Wien) sowie im Augarten Contemporary in Wien gezeigt.

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Jenni Tischer, OHNE TITE L, 2012
Foto: Jens Ziehe, Courtesy die Künstlerin und Krobath Galerie Wien/Berlin

www.galeriekrobath.at/kuenstlerinnen/Jenni_Tischer

Jenni Tischer arbeitet vorwiegend mit Textilien, Holz und Papier und bewegt sich mit ihren Objekten, Skulpturen und Tuschezeichnungen im Spannungsfeld zwischen Materialforschung und konzeptueller Kunst. Mit ihren bevorzugten Materialien, die sie verwendet, reiht sie sich ein in die künstlerische Entwicklung im Umgang mit kunsthandwerklichen Verfahren, Werkstoffen und Gestaltungsprinzipien. In ihren aktuellsten Werkgruppen zeigt sich sowohl das serielle Prinzip als auch ihre experimentelle Vorgehensweise Material, Farbe und Form miteinander zu kombinieren. Doch Tischer experimentiert nicht nur mit formalen Elementen, sondern integriert winzige Splitter und Fragmente aus der Kunst- und Literaturgeschichte, die wie ein Pop-Up-Fenster funktionieren. Auf den ersten Blick bestechen ihre Werke meistens durch eine visuelle, formale und materialästhetische Ähnlichkeit und einer darin reduzierten Formensprache. In Ausstellungen präsentiert Tischer dann nicht nur eine Werkgruppe, sondern vielmehr eine Art 'Familienporträt' wie zum Beispiel bei ihren raumgreifenden Rahmenskulpturen Akteurin in sieben Ansichten (2011) oder Oyster (2012), die jeweils von zahlreichen kleinen und mittelgroßen Satelliten-Skulpturen begleitet werden.

Das aus vier fast quadratischen Elementen bestehende Objekt Ohne Titel (2012), ergibt eine kreuzförmige Raumstruktur. Eine der gerahmten Flächen wurde nicht mit vertikalen Fäden verspannt, sondern darin hängt an vier Fäden befestigt ein geflochtenes Text-Gewebe aus Papierstreifen in Schwarz-Weiß. Die abstrakte Komposition aus Textfragmenten erinnert stark an visuelle Poesie. Diese Fragmente hat Jenni Tischer aus verschiedenen theoretischen Texten entnommen, die sich kritisch mit der Rezeption der Rolle der Künstlerin in der Arbeitswelt auseinandersetzen. Die einzelnen verwebten Textteile stammen aus dem zweiseitigen Cut-Out mit visuellen Leerstellen, die gemäß der Rezeptionstheorie vom Leser bzw. Betrachter individuell mit Bedeutungen gefüllt werden können. Die vollständige Version von She stepped out (2012) liegt auch in der Ausstellung aus und kann somit als lose Papierarbeit Verbreitung finden.

Die Zeichnungen, die sie als autonome Werke betrachtet, sind eine Art kryptische Kartografie ihres künstlerischen Prozesses. Die Blätter werden teils mit farbigen Flächen gefüllt, teils von schwarz-weißen Strukturen durchzogen, teils mit kräftigem oder eher lasierendem Farbauftrag, teils sind diese zusätzlich mit Nummern, Buchstaben oder einzelnen Wörtern versehen. Zusammen mit ihren Objekten und Skulpturen präsentiert, lassen sich in den Papierarbeiten wiederkehrende formale Elemente finden, die jedoch keine erklärenden Konstruktionszeichnungen darstellen. Vielmehr handelt es sich um verdichtete Notationen, die in ihrer Vielfalt kein eindeutiges Vorher oder Nachher im Arbeitsprozess sichtbar machen.

Allen ihren Objekten, Rahmenskulpturen und Tuschezeichnungen ist gemeinsam, dass sie beim Betrachten ein sensorisches und semantisches Flimmern erzeugen - ein Oszillieren zwischen Bild und Sprache, zwischen Begriff und Bedeutung(en). Sie wendet dabei vorwiegend das situationistische Prinzip des Détournements an, gemeint ist die Zweckentfremdung, Entwendung und Wiedereinsetzung von Sinnzusammenhängen z.B. in Theorien, Texten und Bildern oder auch von Materialien. So werden die Textfragmente zum künstlerischen Material und somit zum Objekt. Der ursprüngliche Sinn des Textes ist dann nicht mehr vorhanden, sondern der von Tischer zusammengesetzte, gewebte Text ist Bedeutung und erfordert eine offene und non-lineare Lektüre. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tischer in ihren Arbeiten über ihr Material informell narrative Assoziationen wachruft, die zum Weitererzählen einladen. Es geht möglicherweise darum etwas zu beschreiben, ohne es zu erwähnen. Oder um es mit den literarischen Worten Gertrude Steins Kriminalroman "keine keiner" zu sagen: "Bauen Sie immer weiter aus mit keinem von beiden als Vermutung. Es gibt keine weitere Vermutung. Jede jeder weiß Bescheid und sie brauchen nichts zu sagen." (1)

Text: Cynthia Krell

(1) Dieser Roman heißt im Original "Blood On the Dining Room Floor" und wurde 1933 geschrieben, aber erst 1985 ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel "keine keiner. Ein Kriminalroman" veröffentlicht.