Robert Vanis – back of a book
In back of a book wird Robert Vanis Buchrücken ausgewählter Titel des Altbestands im Lesesaal gegen Spiegel, Fotografien, Faksimile, Fotopapier und Glas austauschen. Reflektiert wird Repräsentation und (Nicht-)Zugänglichkeit, Materialität und Vergänglichkeit von Wissen. Ein Projekt im Rahmen von Foto Wien 2025 in der A…kademiebibliothek.
Die Akademiebibliothek verfügt über einen Printbestand von rund 300.000 Werken, darunter etwa 10.000 Titel historischen Buchguts. Ein bedeutender Teil der Altbestand-Sammlung ist seit der Generalsanierung des Akademiegebäudes im Lesesaal aufgestellt – ein Raum, der konzentriertes Arbeiten ermöglicht und Wissen organisiert zugänglich macht.
Die Wahrnehmung der im Lesesaal aufgestellten Publikationen endet jedoch meist schon an den Grenzen ihrer Sichtbarkeit – den Buchrücken. Auch Titel und Urheber erscheinen hier vielmehr als Ornamente einer musealen Szenerie, denn nur selten wird der Altbestand von Leser_innen genutzt.
Zwischen der reinen Sichtbarkeit der Bücher und ihrem inhaltlichen Schattendasein, zwischen Repräsentation und Funktionalität, hat sich der Altbestand im Lesesaal zu einem Ensemble verdichtet, das weniger dem Wissen als solchem als vielmehr seiner ästhetisierten Präsenz dient – und somit womöglich Teil einer historistischen Inszenierung geworden ist.
Robert Vanis greift diesen Gedanken mit seiner Arbeit back of a book auf und nimmt ihn zum Ausgangspunkt für eine künstlerische Intervention.
Über mehrere Regalmeter hinweg ersetzt und ergänzt er Buchrücken ausgewählter Titel mit Spiegeln, Fotografien, Faksimiles, Fotopapier und Glas. Die so entstandene Irritation des gewohnten Erscheinungsbilds des Lesesaals öffnet einen Reflexionsraum, in dem Fragen nach der Materialität von Wissen und der Vergänglichkeit von Material gestellt werden können.
Auf subtile Weise verbindet Robert Vanis Fotografie mit ihrer Umgebung und verweist so auf einen ästhetisch-inhaltlichen ‚Gap‘.
Großformatige Cyanotypien von Screenshots verweisen auf Techniken der Dokumentation und Archivierung, deren zeitliche und mediale Distanz kaum größer sein könnte. Auch die kühle Ästhetik des Blaudrucks steht am anderen Ende des Farbspektrums gegenüber dem in rötliches Licht getauchten Interieur des Lesesaals.
Insofern werden Buch und Regal durch die Veränderung ihrer Oberflächen zu Trägern neuer Bedeutung. Die eingesetzten Materialien reflektieren – teils wörtlich, teils metaphorisch – das Verhältnis von Wissen und Erinnern, von Original und Reproduktion, von Urheberschaft und Zitat, von Vergänglichkeit und einem Dagegenhalten durch Sammeln und Archivieren.
In dieser Verbindung von fotografischem Bild und räumlicher Intervention wird der Lesesaal zu einer möglichen Stätte des Hinterfragens kultureller Speichersysteme. Gleichzeitig wird die Fotografie selbst thematisiert: als Medium zur Dokumentation des Gesehenen als Erlebtem – und als Mittel zum Ausdruck von Gedanken und Einbildungskraft.
Robert Vanis, geboren 1982 in Annaberg-Buchholz, lebt und arbeitet als Künstler und Auftragsfotograf in Wien und Dresden.
Von 2016 bis 2025 leitete er als künstlerischer Mitarbeiter das Labor für Fotografie der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 2015 ist er Image-Editor bei PhotoResearcher für die European Society for the History of Photography mit Sitz in Wien.
2022 gründete er materialmatters, eine Firma die auf die fotografische Dokumentation von Kunstwerken spezialisiert ist.
Ab Oktober 2025 ist er Lehrbeauftragter im Fotolabor am Institut für Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Kuratorin: Patrizia Wiesner-Ledermann
Liste der Einträge
-
Eröffnung: Robert Vanis – back of a book
Eröffnung der Ausstellung back of a book von Robert Vanis, in der Repräsentation und (Nicht-)Zugänglichkeit, Materialität und Vergänglichkeit von Wissen reflektiert wird. Ein Projekt im Rahmen von Foto Wien 2025 in der A…kademiebibliothek.
Ausstellungseröffnung
Schillerplatz/ Universitätsbibliothek (Lesesaal, M7)
Universitätsbibliothek