Einladung zum Rigorosum von Sony Devabhaktuni
Das Institut für Kunst und Architektur der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zum Rigorosum von Sony Devabhaktunis Dissertation "Ein Raum als Raum. Eine Untersuchung der räumlichen Imagination der Geographin Doreen Massey und ihrer Implikationen für die Architektur" ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Elke Krasny (Vorsitzende), Angelika Schnell (Betreuerin), Anna-Maria Meister (Zweitgutachterin, Karlsruher Institut für Technologie).
Abstract
Die Schriften von Doreen Massey zum Thema Raum haben in den Sozialwissenschaften, den Geisteswissenschaften sowie in den kreativen Künsten erheblichen Einfluss ausgeübt, sind jedoch in der Architektur bislang weniger eingehend diskutiert worden. Diese Vernachlässigung greife ich auf, indem ich die Implikationen ihres Raumverständnisses für das spezifische Verhältnis der Architektur zum Raum untersuche. In den vergangenen Jahrzehnten hat dieses Verhältnis an Bedeutung verloren, da raumtheoretische Ansätze des 20. Jahrhunderts als unzureichend erachtet wurden, um die zeitgenössischen Komplexitäten der Architektur adäquat zu erfassen – sei es theoretisch als Instrument der Kritik und Analyse oder kreativ als Orientierung für den Entwurf. Mit dem Rückgriff auf Masseys Raumkonzeption argumentiere ich, dass diese das Potenzial besitzt, den Raum in der Architektur wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.
Ich verorte Masseys Raumkonzeption in drei zentralen Ideen – a global sense of place, power-geometries and space-time – die in Texten aus den frühen 1990er-Jahren entwickelt wurden. In For Space (2006) erweitert Massey diese Konzepte durch das, was ich als diskursive Figuration bezeichne, die die Vorstellungskraft anspricht. Diese Figuration besteht aus einer Kette neologistischer Begriffe, die eine relationale Methodologie des Raumes in Bewegung setzen. Ich unterziehe diese Schlüsseltexte einer eingehenden Lektüre und beziehe dabei auch weniger bekannte Formen ihrer öffentlichen Wissenschaftskommunikation im Bereich Architektur ein, darunter eine Kolumne in der Fachzeitschrift Building Design. Auch wenn diese sporadischen Beiträge als eher marginal erscheinen mögen, vertrete ich die These, dass sie zur Verfeinerung von Masseys Raumimagination beigetragen und zugleich auf eine mögliche Methode hingedeutet haben, um räumliches Denken in der Architektur zu entwickeln.
Kurz-Biographie
Die Forschung von Sony Devabhaktuni beschäftigt sich mit städtischen Infrastrukturen und kooperativen Prozessen im architektonischen Entwurf. Seine Schriften setzen sich mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dynamiken auseinander, die räumliche Vorstellungen prägen, und sind unter anderem in Future Anterior, Architectural Theory Review, Public Culture und Global Performance Studies erschienen. Kürzere Beiträge im Bereich der öffentlichen Wissenschaft umfassen Veröffentlichungen in den AA Files, Platform, dem Online-Journal des Canadian Centre for Architecture (CCA) sowie in Places.
Sein Buch Curb-scale Hong Kong: infrastructures of the street (2023) verbindet Zeichnungen und Texte, um die Schnittstellen von Politik, Arbeit, Wirtschaft und Gestaltung zu untersuchen, die Hongkongs Straßen zu umkämpften Räumen machen. Gemeinsam mit John C.F. Lin ist er Co-Autor von As Found Houses: experiments from self-builders in rural China (2020). Das Buch dokumentiert die Sanierung traditioneller Dorftypologien anhand von Interviews, Fotografien und Zeichnungen und hinterfragt das Verhältnis der Architektur zu lokalem, überliefertem Wissen. Für diese Arbeit erhielt er 2021 die Royal Institute of British Architects President’s Medal for Research.
Seit Herbst 2023 ist er Assistant Professor am Department of Art des Swarthmore College in den Vereinigten Staaten. Zuvor unterrichtete er am Department of Architecture der University of Hong Kong, gemeinsam mit Dieter Dietz im ALICE Lab der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL), im Parsons-Paris-Programm der New School sowie an der École nationale supérieure d’architecture Paris-Malaquais.
Devabhaktuni absolvierte zunächst ein Bachelorstudium an der Stanford University, gefolgt von einem berufsbefähigenden Architekturstudium an der Cooper Union for Science and Art sowie einem Masterstudium in Indologie an der Paris 3–Sorbonne Nouvelle. In Paris arbeitete er zudem in mehreren Architekturbüros, darunter bei Ateliers Jean Nouvel und Dorell Ghotmeh Tane.
Das Rigosorum wird in englischer Sprache am Schillerplatz, Raum 211, 1010 Wien stattfinden.
Wir freuen uns sehr, Sie beim Rigorosum begrüßen zu dürfen.