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Skizzen einer im Schatten gebliebenen Vergangenheit

Datum
Organisationseinheiten
Akademie
Ortsbeschreibung
Fahnenmasten Schillerplatz

Mit diesen drei Fahnen erinnern wir an die Pionierinnen des Kunststudiums an der Akademie und geben ihnen einen Platz in unserem kollektiven Gedächtnis. Die Konzeption der Ausstellung stammt von Ingrid Schacherl, Koordinationsstelle Frauenförderung I Geschlechterforschung I Diversität, die künstlerische Gestaltung von Vitória Monteiro(1).

Die Koordinationsstelle Frauenförderung I Geschlechterforschung I Diversität hat für den Abschluss der Veranstaltungsreihe 100 Jahre – Sie* kam und blieb eine Aktion am Schillerplatz vorbereitet. Es werden drei Fahnen gehisst. Zwei Fahnen wehen als Symbol für die ungeschriebenen Geschichten der ersten akademisch ausgebildeten Künstlerinnen an der Akademie der bildenden Künste Wien. Eine Fahne erinnert an die erste Professorin, Gerda Matejka-Felden.

Die in Zusammenarbeit mit Eva Schober und Ulrike Hirhager durchgeführten Recherchen im Archiv der Akademie zeigen uns, dass es nur wenige Spuren zu den künstlerischen Werken der ersten Frauen gibt. Bis auf die Immatrikulationsdaten war nicht viel auffindbar zu den ersten Studentinnen an der Akademie. Zur ersten Professorin, die 1947 berufen wurde, existiert ein Akt zu ihrem Disziplinarverfahren.

Von Gerda Matejka-Felden haben wir ein Selbstporträt entdeckt. Es wurde uns von Wolfgang Pollack(2) zur Verfügung gestellt. Der Hinweis dazu kam von Agnes Peschta, die sich eingehend mit dem Disziplinarverfahren rund um Gerda Matejka-Felden in ihrer Diplomarbeit am Institut für künstlerische Lehre der Akademie beschäftigt hat(3).

Außerhalb der Akademie fanden wir ein Foto von Hanna Gärtner in ihrem Atelier, umgeben von ihren Skulpturen. Die offizielle Quelle gibt an, dass der Fotograf unbekannt ist, aber alles deutet darauf hin, und da spekulieren wir auch gern mit, dass dieses Porträt ein Selbstporträt war. Wir haben es im Archiv des Wien Museums durch den Hinweis von Sabine Plakolm (TU Wien) und Ursula Gass (Wien Museum) entdeckt. Hannah Gärtner war eine anerkannte Bildhauerin bis sie 1938 nach USA emigrierte.

Zu allen anderen Frauen haben wir keine Selbstporträts oder Abbildungen der Künstlerinnen gefunden. Es braucht noch weitere Recherchen in weiteren Archiven um dieses unvollständige Bild zu erweitern.

Deshalb haben wir uns entschlossen, eine symbolische Fahne in Form eines kollektiven Erinnerns anzufertigen: Darauf sind die Namen der ersten vierzehn Studentinnen zu sehen, die es auf ihre einzigartige Weise gewagt haben, ein Kunststudium an der Akademie der bildenden Künste 1920/21 zu beginnen. Sie wollten die Widerstände und Vorurteile überwinden, die es gegenüber Künstlerinnen bis dahin gab und gleichberechtigt wie ihre männlichen Kollegen ein Kunststudium absolvieren. Hiermit feiern wir ihre Durchsetzungsfähigkeit.

(1) Vitória Monteiro ist Studentin an der Akademie und fokussiert sich derzeit auf eine dekoloniale Archivpraxis und Queer-Feministische Erzählformen.

(2) Wolfgang Pollak verwaltet den Nachlaß von Gerda Matejka-Felden.

(3) Peschta, Agnes: Das Disziplinarverfahren der Gerda Matejka-Felden, 1949-1951 Lücken in Nachlass und Archiv: Spurensuche, Diskursanalyse und geschichtsvermittelnder Walk. Diplomarbeit Akademie der bildenden Künste 2017