Skip to main content

Archiv für Performancekunst? Über die Archivierung, Tradierung und Vermittlung einer Kunstform in Bewegung

Studium:
Dr. Phil.

Betreuer_in:
Elisabeth von Samsonow

Marlies Surtmann
Dissertationsstipendiat_in an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2024

Abstract

Das Archivieren von Performancekunst stellt auf den ersten Blick einen gewissen Widerspruch in sich dar. Diese Kunstform agiert im Spannungsfeld zwischen Subversion der herrschenden Verhältnisse im Kunstfeld und Überlieferung einer jungen vor allem aus feministischer Perspektive äußerst relevanten Kunstform. Die Studie kreist um die Frage, ob traditionelle Sammelstrategien für Performancekunst ausreichend sind, oder ob diese nicht auch künstlerisch-performative Methoden der Überlieferung benötigt. Ausgangspunkt der Untersuchung bilden die Performancebestände des Kunstraum Niederoesterreich. Aufbauend auf Forschungsergebnissen aus Performance Studies, Kunstwissenschaften und Archivwissenschaften steht die Tradierung künstlerisch-performativer Praktiken im Zentrum der Untersuchungen. Im Rahmen der Dissertation werden nicht nur Möglichkeiten der archivischen Erschließung der Bestände geprüft, sondern auch künstlerisch performative Erschießungsstrategien erforscht. Ziel ist es, anhand der Bestände Umsetzungsempfehlungen für ein Performancearchiv zu formulieren, das seine Materialien in den Raum sowie in die Wiederholung künstlerisch-performative Praktiken überführt. Ein solcher Ansatz forciert nicht nur die Zugänglichkeit zu dieser Kunstform, sondern erkennt auch embodied practices als Wissensformen an, die Wissen durch und über künstlerisch-performative Praktiken überliefern können. Deren Potentiale als Tradierungsformen werden anhand von Beispielen aus eigener künstlerisch-forscherischer Praxis untersucht. Für die Archivpraxis bedeutet die Integration künstlerischer Herangehensweisen, dass das Archiv neben seiner Funktion als Wissensspeicher auch als Ort verkörperter kollektiver künstlerischer Wissensproduktion anerkannt wird.
Dementsprechend stellen Archivmaterialien im Zusammenspiel mit künstlerisch-performativen Erschließungsstrategien, ein Potential dar das Verständnis für und das Wissen über vergangene Ereignisse entscheidend zu vertiefen.

Kurzbiografie

Marlies Surtmann lebt und arbeitet in Wien, wo sie künstlerisch, wissenschaftlich und künstlerisch-forscherisch tätig ist. In ihrer Auseinandersetzung legt sie den Fokus auf die Untersuchung der Beziehung von Körper, Raum, Gesellschaft und Kunst sowie Fragestellungen zu Teilhabe, Austausch und Zusammenarbeit als zentrale Elemente der performativen Kunst. Das Dissertationsprojekt wurde von GFF Science Call Dissertationen in Kooperation mit dem Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften an der Donau-Universität Krems gefördert (2019–2021). Gemeinsam mit Olivia Jaques gründete sie das Performance-Labor Performatorium (2017– ). 2023 ist sie Teil des künstlerischen Forschungsprojekts Archives in Practice. Tracing, Actualising and Transmitting Socially Engaged Performance Practices gefördert von INTRA an der Universität für Angewandte
Kunst.