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ICOM Generalkonferenz 2007/UMAC

Datum
Termin Label
Konferenz
Organisationseinheiten
Kupferstichkabinett
Ort, Treffpunkt (1)
Kupferstichkabinett zu Gast im Theatermuseum
Ort, Adresse (1)
Lobkowitzplatz 2
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Als eines der 30 Fachkomitees von ICOM, die während der Generalkonferenz vom 19. - 24. August 2007 in Wien zu dem Thema „Museums and Universal Heritage“ tagten, wählte UMAC, das internationale Komitee der Universitätsmuseen und –sammlungen, den ihre aktuelle Situation reflektierenden Untertitel „Universities in Transition – Responsibilities for Heritage”.

UMAC wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, das nationale und internationale Natur- und Kulturerbe an den Universitäten mit seinen zahlreichen außergewöhnlichen Sammlungen zu bewahren und zugänglich zu machen. Inzwischen gehören dem Komitee 168 Mitglieder aus 38 Ländern an. Für dieses noch junge Komitee war es deshalb ein großer Erfolg, dass an der Konferenz in Wien insgesamt 81 Teilnehmer aus 29 Ländern teilnahmen.

Das Thema der Konferenz konzentrierte sich auf die Auswirkungen, die sich insbesondere für die Sammlungen aus den gegenwärtigen Veränderungen an den Universitäten ergeben. Dabei zeigte es sich, dass besonders die europäischen Sammlungen durch die vom Bologna-Prozess ausgelösten Veränderungen betroffen sind. Mit diesen unter dem Schlagwort "Management an Stelle von Administration" eingeführten strukturellen, aber auch inhaltlichen Änderungen sollen die in die Autonomie entlassenen Universitäten für den internationalen Wettbewerb gerüstet sein. Dies hat nicht nur für die Universitäten gravierende Folgen, sondern auch für deren visuelles Gedächtnis, den Sammlungen. Der Untertitel der Generalkonferenz "Universal Heritage/Individual Responsibility - Individual Heritage/Universal Responsibility" stellte insbesondere diese Verantwortung gegenüber dem kulturellen Erbe zur Diskussion.

Im seinem Einführungsreferat "University and Museum - Contradiction or Synergy?"  analysierte der Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien, Gerald Bast, die aktuelle Situation an österreichischen Universitäten und untersuchte die Möglichkeiten einer Integration der Sammlungen.

In insgesamt 29 Vorträgen und 6 Posterpräsentationen wurden die verschiedensten Erfahrungen und Positionen präsentiert, von dem 10.000 m² Ausstellungsfläche umfassenden Museum der Universität von Korea in Seoul, der für 2008 geplanten Eröffnung des Neubaus  der Autonomen Universität von Mexico, dem neuen NUS Museum der National University of Singapore bis zu der Trans'Tyfipal ®  Datenbank der Paläontologischen Sammlungen der französischen Universitäten und die Projekte von Bestandsaufnahmen an den Universitäten von Edinburgh, Porto und Wien. Patrick J. Boylan von der City University London ging in seinem Referat eingehend auf die Empfehlung Nr. 13 des Europarates vom 7. Dezember 2005 über die Kontrolle und Verwaltung des universitären Erbes Europas ein. [ii]

Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist die  Situation der Universitätssammlungen in Deutschland eine sehr positive, welche auch durch das DFG Projekt "Universitätssammlungen in Deutschland: Untersuchungen zu Bestand und Geschichte" [iii] nterstützt  wird. Unter Leitung von Cornelia Weber, der Geschäftsführerin des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik an der Humboldt Universität Berlin, die während der Tagung für weitere  drei Jahre als Präsidentin von UMAC bestätigt wurde, werdenin einer exemplarischen  Datenbank alle deutschen Sammlungen erfasst und detaillierte Daten zum Bestand und zur Geschichte als Grundlage für spezielle Untersuchungen zur Wissenschafts- und Sammlungsgeschichte zusammengetragen.

Nach einführenden Referaten über die Universitätssammlungen in Österreich von der Autorin und über die Sammlungsbestände der Universität Wien von Claudia Feigl wurden an den Nachmittagen verschiedenste Wiener Sammlungen besucht: von der Universität Wien die Institute für Numismatik und Geldgeschichte, der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie, Pharmakognosie, die Sternwarte und das Universitätsarchiv, weiters das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum Wien im "Narrenturm", die Sammlungen der Medizinischen Universität Wien im "Josephinum", die Sammlungen der Universität für angewandte Kunst und die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien. Stellvertretend für die Sammlungen der Universitäten außerhalb von Wien stellte Christoph Hölz das erst 2005 eröffnete "Achiv für Baukunst, Architektur und Ingenieurkunst" der Universität Innsbruck in der von Lois Welzenbacher geplanten ehemaligen Brauerei Adambräu, Christian Bachhiesel und Jürgen Tremer das Hans-Gross-Kriminalmuseum in Graz und Karl Mager das Anatomische Museum der Medizinischen Universität Innsbruck vor.

Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten zu dieser Konferenz wurde von der Autorin eine Erhebung der Sammlungen an den österreichischen Universitäten begonnen. Das einstweilige Ergebnis von ca. 180 Sammlungen wurde teilweise bereits in die UMAC Datenbank eingearbeitet. In dieser Homepage wurde unter dem Titel "Regionale Initiativen" eine eigene Plattform für die österreichischen Sammlungen eingerichtet, die in der nächsten Zeit ausgebaut werden soll. Eine Vorreiterrolle für weitere österreichische Universitäten nimmt die Universität Wien ein, an der seit Juni 2007 von Claudia Feigl unter der Leitung des Vizerektors Johann Jurenitsch ein dreijähriges Projekt zur Erfassung aller Sammlungen begonnen wurde. Ziel dieses Projektes ist die Erfassung aller Sammlungen, der Aufbau einer eigenen Homepage, die Konzeption einer Ausstellung und einer begleitenden Publikation.

Die Bedeutung der Sammlungen für die Wissenschaftsgeschichte der Universitäten und ihre Funktion als visuelles Gedächtnis steht außer Frage. Der Verlust der ursprünglichen Funktion der meisten Sammlungen als ehemalige Lehrsammlung verlangt deshalb eine Neupositionierung innerhalb der Universitäten, eine mögliche Reintegration in die Curricula und einen Wandel der Einstellung der Verantwortlichen gegenüber ihrem kulturellen Erbe. Die alleinige Beschränkung ihrer Rolle zu  Repräsentationszwecke der Universitäten ist sicherlich kein zukunftsweisender Weg.



http://umac.icom.museum

[ii] http://publicus.culture.hu-berlin.de/umac/2007

[iii] http://publicus.culture.hu-berlin.de/sammlungen/