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Die Akademie der bildenden Künste Wien verabschiedet einen Entwicklungsplan

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Organisationseinheiten
Akademie

"Künstler sind Forscher"
Pressemitteilung vom 17.03.2005

Am 9. März verabschiedete der Universitätsrat der Akademie der bildenden Künste Wien einen Entwicklungsplan, den das Rektorat vorgelegt hatte. Damit tritt ein Programm in Kraft, das für die Zukunft der 300 Jahre alten Institution vollkommen neue Akzente setzt.

"Künstler sind Forscher und Forscher sind Künstler", sagt Rektor Dr. Stephan Schmidt-Wulffen. "Wir schaffen mit unserem Entwicklungs- plan die Voraussetzungen dafür, dass mehr Künstlerinnen und Künstler an der Nahtstelle zwischen Kunst und Wissenschaft arbeiten können." Seit 1998 ist die Akademie bereits Universität. Aber erst jetzt werden die Grundlagen geschaffen für eine künstlerische Forschung und eine künstlerisch-wissenschaftliche Lehre.

Dies spiegelt sich in einer neuen, dritten Stufe des Ausbildungs- ganges, in dem Studierende ihr Doktorat abschließen können. Dazu werden interdisziplinäre Kolloquien eingerichtet, die zentralen Fragen zeitgenössischer Kultur gewidmet sind. Da soll ein gewandelter Praxisbegriff in Kunst und Wissenschaft ebenso berücksichtigt werden wie ein neues Verständnis Raum zu konstruieren. Schließlich sollen die neuen Öffentlichkeiten der postindustriellen Wissensgesellschaft einen dritten Schwerpunkt bilden. Rektor Stephan Schmidt-Wulffen sieht zwischen den Themen enge Zusammenhänge und findet in diesem Dreiklang eine neue gesellschaftliche Position der bildenden Kunst umschrieben.

Bei dieser neuen ehrgeizigen Aufgabenstellung gewinnt die Ausbildung, gerade in den ersten Semestern eine große Bedeutung. Hier müssen die Studierenden wesentlich gezielter auf die intellektuellen Herausforderungen vorbereitet werden, die sie im weiteren Verlauf ihres Studiums zu bewältigen haben. Dies bedeutet, so Rektor Schmidt-Wulffen, den Wechsel von einem individualis- tischen zu einem kummulativen Wissen. Die Akademie führt deshalb als eine der ersten Kunsthochschulen im deutschsprachigen Raum ein Bakkalaureatsstudium für Künstler ein. In den ersten drei Jahren des Studiums sollen ab 2006 die Studierenden praktische und theoretische Grundlagen vermittelt bekommen, fächerübergreifend: Geplant ist ein gemeinsames Einstiegsjahr von Künstlern, Bühnenbildnern, Architekten und Pädagogen. Die Spezialisierung beginnt mit den Magisterstudien. Sechs sind geplant. Neben der Architektur und der Szenografie auch eine für Kommunikation/ Pädagogik, für Media Studies und Kulturwissenschaften. Doch Schmidt-Wulffen betont: »Hier geht es nicht um Schmalspur-Dubletten von Universitätskursen«. Die Akademie umschreibt damit Felder einer künstlerischen Spezialisierung, bei denen Kunstentwicklungen der letzten Jahrzehnte Paten gestanden sind: Konzeptkunst, dokumen- tarische Tendenzen der Kunstfotografie oder intervenistische Praktiken. Die Durchlässigkeit zwischen Bakkalaureat und Magister soll groß sein: Man soll von der Kunst in die Szenografie, von der Architektur zu den Kritischen Studien wechseln können. Das Rektorat reagiert damit auf die Tatsache, dass stets wenige AbsolventInnen zu Protagonisten der Kunstszene wurden, doch ein Großteil in anderen Kreativberufen Erfolg hatten.

"Das Bild des Künstlers hat sich mittlerweile sehr geändert, und wir dürfen uns in unseren Planungen nicht mehr ausschließlich vom traditionellen Kunstsystem leiten lassen", sagt Schmidt-Wulffen.

Die neue Programmatik verlangt auch Opfer. So hat sich das Rektorat entschieden, die Ausbildung für das künstlerische Lehramt einzu- schränken, und das textile Gestalten aufzugeben - ein Fach, das ohnehin auch von der Universität für angewandte Kunst in Wien angeboten wird. Die Synergien mit den anderen Kunsthochschulen des Landes sind, wie Rektor Schmidt-Wulffen konstatiert, mit diesem Entwicklungsplan noch nicht ausgeschöpft. Die Gespräche auch mit internationalen Partnern haben eben erst begonnen. Obwohl dieser richtungsweisende Entwicklungsplan entscheidende Meilensteine für die zukünftige Entwicklung formuliert, ist er nicht zwangsläufig das letzte Wort. Er könnte in einem Jahr, bevor die Leistungs- verhandlungen mit dem Bildungsministerium beginnen, durchaus noch einmal präzisiert werden. Denn am Verhandlungstisch der Ministerin wird entschieden, inwieweit sie das ehrgeizige Programm der Akademie mitträgt.