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Neue Professor_innen für Kontextuelle Malerei ab 1.10.: Alice Creischer und Andreas Siekmann

Wir heißen Alice Creischer und Andreas Siekmann (Univ.prof. § 98 Kontextuelle Malerei am Institut für bildende Kunst) herzlich an der Akademie der bildenden Künste Wien willkommen! Der Fachbereich wird von beiden gemeinsam geleitet.

Alice Creischer studierte Philosophie und Literatur an der Universität Düsseldorf sowie bildende Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Sie war 1987/88 Meisterschülerin von Fritz Schwegler. Creischer setzt sich in ihren Arbeiten hauptsächlich mit Themen wie Wirtschaft und Geld, Macht und Machtlosigkeit, sowie Armut und Reichtum auseinander. Sie beschäftigte sich auch theoretisch mit Kunst, indem sie in den Zeitschriften springerin, Texte zur Kunst und ANYP veröffentlichte. 2002 kuratierte Alice Creischer zusammen mit Andreas Siekmann die Ausstellung Gewalt ist der Rand aller Dinge / Violence on the Margin of All Things in der Generali Foundation in Wien. Im Jahr 2006 erhielt sie den norwegischen Edward-Munch-Preis für Gegenwartskunst. Mitglied der Jury war Roger Buergel, der Creischer im Jahr darauf zur documenta 12 einlud. 2010 kuratierte Creischer gemeinsam mit Andreas Siekmann und Max Jorge Hinderer die Ausstellung The Potosí Principle – How can we sing the song of the Lord in an alien land? für das Museo Reina Sofía in Madrid. Die kontrovers diskutierte Ausstellung zeigte erstmals Bilder aus der Malereischule von Potosi in einem musealen Kontext und konfrontierte die Werke aus dem kolonialen Lateinamerika des 17ten und 18ten Jahrhunderts mit Positionen aktueller Künstler_innen wie Stephan Dillemuth oder Chto Delat. Die danach im Berliner Haus der Kulturen der Welt sowie im Museo Nacional de Arte und im MUSEF in La Paz gezeigte Ausstellung, entwickelte eine ganz eigene Ausstellungsgrammatik: um der musealen Entkontextualisierung, der Ästhetisierung durch den „White Cube“ zu entkommen, wurde kein Bild in traditioneller Weise an die Wand gehängt – die Kurator_innen entwickelten stattdessen ein ganz eigenes System der Installation. Das „Potosi Prinzip“ stellt die Behauptung auf, dass die Moderne und die Globalisierung in Lateinamerika geboren wurden – und bereits in den Silberminen von Potosí untrennbar mit kolonialer Unterdrückung und Ausbeutung verknüpft waren. Creischer lebt und arbeitet in Berlin sowie in Buenos Aires.

Andreas Siekmann studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. 2007 nahm er an der Documenta 12 und damit nach 2002 (Documenta11) zum zweiten Mal an einer documenta in Kassel teil, u. a. mit der Arbeit Die Exklusive – Zur Politik des ausgeschlossenen Vierten. Bei den münsterschen Skulptur.Projekten thematisierte er 2007 mit Trickle down. Der öffentliche Raum im Zeitalter seiner Privatisierung die Stadtkunst in Form von Buddy Bärs und ähnlichen Figuren, bei der der urbane Raum durch private Unternehmen vereinnahmt wird. Dafür zerdrückte er 13 Figuren mit Hilfe einer Schrottpresse und platzierte eine aus den Resten geformten Kugel zusammen mit der Presse vor dem Erbdrostenhof. Gemeinsam mit der Künstlerin Alice Creischer realisierte Siekmann kuratorische Projekte wie Das Potosi Prinzip, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid (2010), Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Museo Nacional de Arte, La Paz, (2011); Exargentina – Schritte zur Flucht von der Arbeit zum Tun, Museum Ludwig Köln (2004), Palais de Glace Buenos Aires (2006); Die Gewalt ist der Rand aller Dinge, Generali Foundation (2002) in Wien. Andreas Siekmann lebt und arbeitet in Berlin. In seinen Werken beschäftigt er sich mit der Ökonomisierung und Privatisierung des öffentlichen Stadtraumes. Seine Arbeiten stehen in der Tradition der Kölner Progressiven.

  • Wir arbeiten zusammen in kuratorischen und künstlerischen Projekten und wir publizieren zusammen. Wir haben auch eine einzelne künstlerische Praxis.
  • Wir haben beide in der Kunstakademie Düsseldorf studiert in den 80er Jahren - mit zusätzlichen Studien in Philosophie, Germanistik (Alice) und Geschichte (Andreas).
  • Ab den 90er Jahren haben wir zunächst in Berlin in selbstorganisierten Projekten gearbeitet und Essays und Kunstkritiken in den Zeitschriften Springerin, Texte zur Kunst und Camera Austria geschrieben.
  • Ab 2002 haben wir uns intensiv mit der politischen Situation in Südamerika auseinander gesetzt. Wir haben zwei langjährige Projekte in Argentinien und Bolivien gemacht. Daher stammt unsere Situierung in antikolonialen und ökonomiekritischen Diskursen.
  • Wir haben den Kunstbereich nicht nur durch Essays kritisiert, sondern auch durch Aktionen.
  • Unsere eigenen Arbeiten befassen sich viel mit der Kritik an und dem Begreifen von globalen Machtstrukturen, von Ausbeutung, von der Geschichte und Kontinuität dieser Strukuren. Denn wenn man etwas nicht begreift, kann man es auch nicht angreifen.
  • Wir bemühen uns darum, kommunistische und anarchistische Bewegungen und deren künstlerische Ausdrucksformen zu erinnern, damit wir uns daran stärken können.
  • Unsere Ausdrucksmittel: Alice Creischer – Collagen, Textilien, Malerei, Gedichte und Texte, Kurzfilme, Installationen;  Andreas Siekmann – Zeichnungen auf Papier und im Computer, Aquarelle, Piktogramme und ihre linke Geschichte, Knetgummifiguren und Knetgrummifilme, realisierte und nicht realisierte Kunst im öffentlichen Raum.

https://kow-berlin.com/artists/alice-creischer
galeriebarbaraweiss.de/artists/andreas-siekmann/