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Wir gratulieren: Preise für wissenschaftliche Arbeiten 2022/23 an Nargess Khodabakhshi und Helena Schmidt

Den Preis der Akademie der bildenden Künste Wien für wissenschaftliche Arbeiten 2022/23 erhält Nargess Khodabakhshi für ihre Dissertation (IKL). Der Würdigungspreis für wissenschaftliche Arbeiten geht an Helena Schmidt für ihre Dissertation (IKL)

Nargess Khodabakhshi
Oil Fashion and Modernization: A History of Fashion and Dress in Iran, 1941-1979
[Ölmode und Modernisierung: Eine Geschichte von Mode und Kleidung im Iran, 1941-1979]

Nargess Khodabakhshi untersucht die Geschichte der iranischen Mode und Kleidung im Zusammenhang mit der Modernisierungsagenda des iranischen Staates, zwischen 1941 und 1979. Sie bezeichnet diese Periode, als die Ära der “Öl-Mode und Modernisierung”, und argumentiert dass die Modernisierungsprojekte, beschleunigt durch die steigenden Öleinnahmen, die Entwicklung der Mode im Iran vorantrieb. Jedes Kapitel ihrer Dissertation untersucht Aspekte dieser Entwicklungen mit einem anderen Ansatz zur Theorie und Definition von Mode. Diese Dissertation manifestiert, dass Erzählungen über nicht-westliche Kleidung und Mode, die auf lokalen Perspektiven von Geschichte, Kultur, Identität und Entwicklung basieren, eine dekoloniale Lesart der Moden in der Region des Mittleren Ostens ermöglicht, die sich gegen den “Orientalismus” der westlichen Mode auflehnt.

Nargess Khodabakhshi, © Foto: R. Adamovic

Begründung der Jury:
Mit ihrer Arbeit Oil Fashion and Modernization: A History of Fashion and Dress in Iran, 1941-1979 hat Nargess Khodabakhshi eine herausragende Dissertation vorgelegt. Die Arbeit erschließt nicht nur einen im westeuropäisch-nordamerikanisch geprägten Mainstream der Fashion Studies kaum behandelten Gegenstand. In Kombination verschiedener empirischer Methoden entwickelt sie einen ganz eigenen Zugang zum Thema, der die bisherigen Grenzen der Disziplin in methodologischer wie theoretischer Hinsicht erweitert.
Die Arbeit analysiert die soziopolitische und kulturelle Funktion von Mode und ihre Herrschaft stabilisierende Funktion im Iran unter Mohammed Reza Pahlevi von 1941 bis zur iranischen Revolution 1979. Mit historischen wie ethnografischen und diskursanalytischen Methoden untersucht Khodabakhshi Mode im Kontext des Modernisierungsprozesses. Sie widmet sich, mit überaus klarer Sprache, auch den emanzipatorischen Effekten, die etwa die Auseinandersetzung mit Frauenzeitschriften bis heute haben kann. Insofern ist die hervorragende Arbeit nicht nur ein Gewinn für die wissenschaftliche Forschung, sondern auch von besonderer politischer Brisanz und verdient damit den Preis für wissenschaftliche Arbeiten 2022/23.

Helena Schmidt
Vom poor image zu den poor images. Didaktik der Digitalität in der Kunstvermittlung

Die Dissertation Vom poor image zu den poor images. Didaktik der Digitalität in der Kunstvermittlung untersucht im Internet zirkulierende, digitale Bilder der post-digitalen Gegenwart in Hinblick auf deren Gebrauch, Reflexion und Potenzial in der schulischen Kunstvermittlung. Helena Schmidt geht vom "poor image" (Hito Steyerl 2009) aus: Dieses entsteht durch eine Transformation vom qualitativ hochwertigen, reichen Bild hin zur schlecht aufgelösten, vervielfältigten, komprimierten digitalen Kopie im Netz seit dem Aufkommen internetfähiger Devices. Die Dissertation fokussiert das Spannungsfeld Bild und Bildung mittels einer multiperspektivischen und interdisziplinären Aufarbeitung des Begriffs und durch eine empirische Studie, die das "poor image" in der gegenwärtigen und zukünftigen Kunstdidaktik und Vermittlung situiert. Die Arbeit wurde von Elke Krasny betreut.

Helena Schmidt, Foto © Romina Achatz

Begründung der Jury:
Helena Schmidts Dissertation mit dem Titel Vom poor image zu den poor images. Didaktik der Digitalität in der Kunstvermittlung hat die Jury durch ihre überzeugende Verbindung von Bildtheorie und lehrender Praxis in der Sekundarstufe beeindruckt. Der Autorin ist es gelungen, das in der schulischen Kunstvermittlung hochaktuelle Thema der visuellen Digitalität auf eine praktisch-vermittelnde und gleichzeitig theoretisch-analytische Weise zu behandeln. Besonders hervorzuheben ist dies in Anbetracht der rasanten Entwicklung der Transformation sozialer Medien und deren Relevanz und Auswirkungen im Bildungsbereich.
Die methodologisch bemerkenswerte Arbeit bietet einen klaren Wegweiser für zukünftige Forschung in der pädagogischen Praxis und trägt dazu bei, die aktuellen techno-soziologischen Herausforderungen in der Didaktik im Kontext der Digitalität und der Digitalen Visuellen Kompetenz zu erfassen. Die Autorin hat durch die Zusammenarbeit mit Schüler_innen innovative Möglichkeiten für forschendes Arbeiten geschaffen, diese Ebene mache ihre Arbeit noch praxisnäher und greifbarer. Die stilistische und strukturelle Klarheit der Arbeit trägt zur guten Lesbarkeit und damit zur Zugänglichkeit für ein breites Publikum bei. Aufgrund dieser Merkmale verdient diese Arbeit den Würdigungspreis für wissenschaftliche Arbeiten.