Skip to main content

Eine Disziplinierung des Blicks

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Buchpräsentation und Podiumsdiskussion
Organisationseinheiten
Universitätsbibliothek
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
Universitätsbibliothek (Lesesaal, M7)

Eine Buchpräsentation und Podiumsdiskussion zur Geschichte der Restaurierungsausbildung an der Akademie im Rahmen der Reihe Wer A... sagt der A...kademiebibliothek

Begrüßung:
Johan F. Hartle, Rektor der Akademie der bildenden Künste Wien

Podiumsdiskussion mit
Sigrid Eyb-Green, Autorin, Institut für Konservierung-Restaurierung, Akademie der bildenden Künste Wien
Karen Kastenhofer, Institut für Technikfolgen-Abschätzung, Österreichische Akademie der Wissenschaften
Catherine Bouvier, Forschungsprojekt Geschichte der Restaurierung in Österreich
Jakob Krameritsch, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Akademie der bildenden Künste Wien
Philipp Schmoetten, Moderation, Verleger Letter P

Wie entwickelte sich die Restaurierung von einer künstlerischen Praxis zu einer wissenschaftlichen Disziplin? Die Monografie Eine Disziplinierung des Blicks untersucht erstmals die Geschichte der Restaurierungsausbildung an der Akademie der bildenden Künste Wien und zeichnet nach, wie aus den ersten Restaurierkursen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine eigenständige akademische Disziplin wurde.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion werden zwei Schwerpunkte diskutiert: Zum einen geht es – wie in dieser Arbeit erstmals gezeigt werden konnte – um die problematische Rolle Robert Eigenbergers, der als überzeugter Nationalsozialist die Restaurierungspraxis für die NS-Kulturpolitik instrumentalisierte. Dabei wird rekonstruiert, wie sich historisches Restaurierungsparadigma und faschistisches Kulturprogramm gegenseitig stützten. Daraus ergeben sich zentrale Fragen für die Gegenwart: Wie sollen wir heute mit diesem belasteten Erbe umgehen? Welche Formen der Erinnerungsarbeit, Aufarbeitung und Verantwortung sind angemessen? In welche gegenwärtigen gesellschaftlichen Selbstverständnisse, Interessen und Visionen schreibt sich das Fach heute ein?

Zum anderen steht die Analyse der spezifischen Wissenschaftskultur des Faches im Zentrum des Bandes. Besondere Berücksichtigung finden das Spannungsfeld zwischen implizitem und explizitem Wissen, soziale Strukturen und Hierarchien, die Entwicklung der Fachterminologie, Formen der Dokumentation sowie die Disziplinierung des restauratorischen Blicks durch technische Verfahren. Die Frage nach der Verortung der Restaurierung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften und zwischen Theorie und Praxis erweist sich als aktuell besonders relevant, insbesondere für gegenwärtige Debatten über Transdisziplinarität in der Konservierung-Restaurierung. Die stark weibliche Prägung der Restaurierung wirft weitere Fragen mit Gegenwartsbezug auf: Welche institutionellen und gesellschaftlichen Faktoren haben dazu geführt, dass Restauratorinnen im Fach dominieren? Wie prägt diese Geschlechterdynamik die Entwicklung der Disziplin, ihre Wissenskulturen und ihre Position in der Wissenschaftslandschaft bis heute?

Sigrid Eyb-Green. Studium der Konservierung-Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 2020 Tenure Track Professorin am Institut für Konservierung-Restaurierung, Habilitation 2024. Arbeitsschwerpunkte: Papierrestaurierung, Geschichte, Theorie und Ethik der Restaurierung.

Catherine Bouvier. Studium der Kunstgeschichte (Universität Wien) und Konservierung-Restaurierung mit Schwerpunkt Papier (Akademie der bildenden Künste Wien). Projektmitarbeiterin am vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank geförderten Oral History-Projekt Geschichte der Restaurierung in Österreich. Dissertation zur Geschichte der Papierrestaurierung in Österreich 2024, arbeitet als freischaffende Restauratorin.

Karen Kastenhofer. Stv. Direktorin am Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig. 2024 Habilitation an der Universität Wien in Science and Technology Studies. Arbeitsschwerpunkte: Wissenschaftskulturen in den Lebenswissenschaften, Governance kontroverser Technologien.

Jakob Krameritsch ist Historiker und arbeitet am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste Wien, mit deren Geschichte er sich in Lehr-, Forschungs- und Ausstellungsprojekten auseinandersetzt. Mitherausgeber des ebenfalls im November erscheinenden Sammelbandes: Ergänzungen und Eingriffe. Zur Geschichte der Akademie der bildenden Künste Wien, 1930–1960. Gemeinsam mit Maren Grimm initiierte er ein Langzeitprojekt zum europäischen Beitrag zum Massaker von Marikana.

Philipp Schmoetten. Studium der Philosophie, Verleger von Letter P. Das vielseitige Programm von Letter P reicht von Sachbüchern über Künstlerbücher und Kataloge bis hin zu illustrierten, mehrsprachigen und übersetzten Werken – ergänzt durch neu aufgelegte literarische Raritäten. https://letterp.at

Sigrid Eyb-Green, Eine Disziplinierung des Blicks. Die Restaurierungsausbildung an der Akademie der bildenden Künste Wien im 20. Jahrhundert
400 Seiten, 57 Abb., Hardcover, ISBN: 978-3-903117-20-4, Eur 36,–
Wien: Letter P, 2025
https://letterp.at/buecher/eine-disziplinierung-des-blicks