Skip to main content

Mapping the margins | Birgit Jürgenssen im Kontext - Frauen, Kunst und Repräsentation

Datum
Uhrzeit
Organisationseinheiten
Akademie
Ortsbeschreibung
Raum M13
Ort, Treffpunkt (1)
Hauptgebäude
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Symposium veranstaltet vom Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften | Gastprof. Dr. Abigail Solomon-Godeau.

Begrüßung | Stephan Schmidt-Wulffen
Vortragende | Renate Bertlmann | Carola Dertnig | Cathrin Pichler | Gabriele Schor | Abigail Solomon-Godeau | Peter Weibel | Giovanna Zapperi
Moderation | Sigrid Schade
Organisation | Abigail Solomon-Godeau, Gabriele Schor
Projektmanagement | Susi Krautgartner

Katze
Birgit Jürgenssen
Ohne Titel (Olga), 1979
SX-70 Polaroid
© Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien / Sammlung Verbund, Wien

Die Akademie der bildenden Künste Wien veranstaltet am 11.12.2009 das eintägige Symposium "Mapping the margins. Birgit Jürgenssen im Kontext - Frauen, Kunst und Repräsentation". Das Symposium findet in Verbindung mit der Publikation der ersten Monografie über das Werk Birgit Jürgenssens, erschienen im Verlag Hatje Cantz, sowie einer Ausstellung in der Vertikale Galerie (Verbund, Am Hof 6a,1010 Wien) über Birgit Jürgenssen, statt. Birgit Jürgenssens künstlerische Arbeit wird auch im Kontext der Werke von Künstlerinnen der 70er und 80er-Jahre betrachtet und besprochen werden.

Programm :

09.30 h
Begrüßung: Stephan Schmidt-Wulffen

09.45-13.00 h
Vorträge:
Gabriele Schor
Carola Dertnig
Giovanna Zapperi

13.00-14.30 h
Mittagspause

14.30-19.00 h
Vorträge:
Peter Weibel
Cathrin Pichler

Kaffeepause

Renate Bertlmann
Abigail Solomon-Godeau

19.00 h
Apero

Frau
Birgit Jürgenssen
Frau, 1972
S/W-Fotografie, überzeichnet
© Nachlass Birgit Jürgenssen / VBK, Wien / Sammlung Verbund, Wien

Renate Bertlmann
Revision in Zorn und Zärtlichkeit

Die Zusammenarbeit mit Künstlerinnen, die Auseinandersetzung mit deren verschiedenen künstlerischen Zugängen und Sozialisierungen, die Konfrontationen der eigenen Arbeiten in nationalen und internationalen Frauenausstellungen seit 1975 hatte für Künstlerinnen dieser Generation eine zwei fache Auswirkung: die langsame schrittweise Überwindung gesellschaftlicher und künstlerischer Isolation, die es in der Folge ermöglichte die Einsamkeit als Privileg, als Voraussetzung für schöpferische Arbeit schlechthin begreifen und nutzen zu können.

So wurde es auch für Birgit Jürgenssen möglich ihre künstlerischen Ideen obsessiv weiter zu entwickeln; auf der Suche nach einer Identität als Frau und Künstlerin wurde jeder Schritt zu einem Mosaiksteinchen eines Selbstbildes, das langsam Konturen annahm. Selbstinszenierung, Memento Mori, die Sehnsucht nach Kommunikation, Nähe und Zärtlichkeit, Auflehnung und Rebellion, gepaart mit subversiver Ironie wurden thematisiert, ein zeitgeistiger Spiegel der Denk- und Fühlweise dieser intensiven Jahrzehnte. Eine permanente Hinterfragung und Analyse der eigenen Geschichte ermöglichte es, sich trotz heftiger innerer und äußerer Turbulenzen eine innere Freiheit zu erhalten, diefür eine authentische künstlerische Arbeit unabdinglich ist.

Carola Dertnig
Dozentur für Performative Kunst,
Akademie der bildenden Künste Wien
Die Damen und böse ist besser

Die Damen - ein Kollektiv von vier Künstlerinnen (ONA B, Birgit Jürgenssen, Evelyne Eggerer und Ingeborg Strobl) - machten Ende der 1980er-Jahre mit ihren charmanten, situationistischen, feministischen Aktionen auf einen männlich dominierten "Kunstbetrieb" in Österreich aufmerksam. Zu dieser Zeit lernte Birgit Jürgenssen die Guerilla Girls in New York kennen, die an ähnlichen Themen in den Vereinigten Staaten arbeiteten. Unabgesprochen entwickelte sich ein international übergreifendes feministisches Aktionsforum mit ähnlichen Schwerpunkten. Die Damen machten mit ihren charmanten, humorvollen kritischen Aktionen auf Ausschlussmechanismen im Kunstbetrieb aufmerksam, auf Dinge, die sonst im Verborgenen geblieben wären und so erstmals öffentlich behandelt wurden.

Cathrin Pichler
Wie die Flügel auf die Erde kamen

Mein Beitrag beschäftigt sich mit Arbeiten Birgit Jürgenssens aus den 1990er Jahren, insbesonders den kuratorischen Arbeiten von 1992 und 1994. Beide Male hatte ich Gelegenheit zu Überlegungen und Gesprächen mit Birgit Jürgenssen; zuerst für die Ausstellung zur 300-Jahrfeier der Akademie und dann zur Ausstellung in der Secession 1994, die in der Reihe REFLEX stattfand, die von mir als Bundeskuratorin initiiert und gefördert wurde. Wir hatten Diskussionen zur Präsentation von Kunst, zur Rolle der Künstlerin/des Künstlers in der damalig aktuellen Gegenwart. Zuletzt kann ich noch Bezug nehmen auf Birgit Jürgenssens Arbeit in der Ausstellung "Engel:Engel". Ich nehme bewusst Gelegenheiten persönlichen Zusammen - treffens als Ausgangspunkt. Worum es mir geht, ist die Formung ihrer künstlerischen Position, die Bildung eines "Habitus", den ich zu beschreiben versuche.

Gabriele Schor
Leiterin Sammlung Verbund
Wie erfährt man sich im anderen, das andere in sich?
Zu Birgit Jürgenssens künstlerischen Eigenidentitäten

Birgit Jürgenssen hat unermüdlich in Notizbücher geschrieben, Skizzen entworfen, Ideen für Arbeiten stichwortartig festgehalten, Gedichte formuliert, Wortspiele ersonnen und literarische Zitate festgehalten. Ausgehend von meiner Aufarbeitung ihrer zahlreichen Notizbücher, die sich im Nachlass befinden, veranschaulicht mein Beitrag drei bestimmte Phasen im Werk von Birgit Jürgenssen. Auf die inszenierte Grenzüberschreitung "Ich möchte hier raus!" im Jahre 1976 folgt die Erfahrung des eigenen Selbst im kulturell Anderen durch Bündnisse mit anderen Ich-Identitäten. Schließlich setzt die Regie der Dekons truktion ein und mit ihr die Verweigerung, Fragmentierung und Verzerrung des weiblichen Körpers, womit sich eine narrative Sinnstruktur zu verbergen beginnt und sich der Verlust "lesbarer" Eigenidentität einstellt. Somit ist Birgit Jürgenssens OEuvre im Schwellenraum zwischen Moderne und Postmoderne zu situieren.

Abigail Solomon-Godeau
Department of the History of Art and Architecture,
University of California, Santa Barbara
Through the lens of difference

The frequency with which woman artists, internationally, chose photography as a privileged medium in the 1970s (and earlier) is one of the reasons their work has remained marginal to art history and criticism. Moreover, art historical categories such as abstraction, pop, minimalism, conceptualism, etc., produces a form of critical blindness to the ways by which the work of women artists escapes, resists, over arches, or combines these categories. Considering Birgit Jürgenssen's work through her use of photography permits us to better understand how sexual difference produces artistic difference, a difference also evident in work by Birgit Jürgenssen's contemporaries.

Peter Weibel
Vorstand des ZKM|Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
Birgit Jürgenssen und die Nacht der Psychoanalyse

Die Surrealisten haben mit Hilfe des Mediums Fotografie eine Praktik der Partialtriebe entwickelt. Melanie Klein (1882-1960), die Königin der Nacht der Psychoanalyse, hat mit ihrer Objektbeziehungsanalyse beim Kleinkind die Theorie der Partialtriebe entwickelt. Deleuze/Guattari haben für die Gegenwart diese Körpertheorien zusammengeführt und weiter entwickelt, so wie es Birgit Jürgenssen für die Kunst geleistet hat.

Giovanna Zapperi
Female Fashions: Birgit Jürgenssens's Metamorphoses

This paper will analyze the work of Birgit Jürgenssen through a discussion of metamorphosis, sexuality, and fetishism in the (self) fashioning of the female body. More specifically, I will focus on work in which she engages in an ornamentation of the female body and compare it to the work of her predecessors, including Meret Oppenheim and Carol Rama. Jürgenssen shares with these artists an interest in representing the female body as a site of fantasy, dream, and metamorphosis.

Moderation:
Sigrid Schade
Leiterin des Institute for Cultural Studies in the Arts ICS,
Zürcher Hochschule der Künste