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Jusun Lee erhält den Preis der Kunsthalle Wien 2023 für die Akademie

Hauptpreisträgerin der Universität für angewandte Kunst Wien ist Marielena Stark.

Der heuer zum neunten Mal vergebene Preis der Kunsthalle Wien steht für die aktive und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Kunsthalle Wien mit den beiden Wiener Kunsthochschulen. Die Auszeichnung etablierte sich in den letzten Jahren als bedeutendes Instrument der Förderung junger Künstler_innen in Wien und markierte für zahlreiche Preisträger_innen einen ersten wichtigen Schritt in ihrer künstlerischen Laufbahn.

Der per Juryentscheid an ausgewählte Absolvent_innen der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität für angewandte Kunst Wien vergebene Preis der Kunsthalle Wien umfasst eine Ausstellungsteilnahme und eine dazugehörige Publikation; pro Kunstuniversität wird zudem ein_e Künstler_in mit dem Hauptpreis inklusive eines Preisgelds in Höhe von 3.000 Euro ausgezeichnet.

Jusun Lee überzeugte die Jury mit der zweiteiligen Installation Safe Zone und Illusion, die auf durchdachte und zugleich sinnliche Weise Materialität und die Beschäftigung mit einem persönlichen wie auch gesellschaftspolitischen Thema verbindet: Sie lädt ein in eine immersive Umgebung, die ein Ort der Geborgenheit ist und zugleich die Besucher_innen dazu anregt, über gesellschaftliche Ablehnung, sichere Zonen und Selbstermächtigung zu reflektieren. Die Materialien Bioplastik, Latex und Metall erscheinen lustvoll in Licht und Farbe getaucht und verbinden sich zu einer einzigartigen Formensprache.

Jusun Lee (geb. 1992, lebt in Wien und Seoul) studierte Bildhauerei und Installation bei Nora Schultz, Diplom im Juni 2023.

Weitere Preisträger_innen der Akademie der bildenden Künste Wien: Željka Aleksić, Michael Amadeus Reindel, Anne Schmidt und Marc Truckenbrodt

Željka Aleksić

Was kostet es, Künstlerin zu werden?, fragt Željka Aleksić in ihrer Diplomarbeit mit dem Titel Das Kapital, die die ökonomischen Bedingungen aufzeigt, die für das Privileg, in Wien Kunst zu studieren, erforderlich sind, wenn man aus einer Arbeiter_innenfamilie und aus einem sogenannten Drittland stammt. Das Diplomprojekt, das ein Arbeitstagebuch mit dokumentarischen Fotos sowie eine Serie von Acrylbildern umfasst, basiert wie alle Arbeiten von Aleksić auf persönlichen Lebenserfahrungen und zeigt ihr ausgeprägtes Gespür für Gesellschaftskritik und persönliche Ironie. In ihrem Werk schwingt ein Realismus ihrer Klasse mit, während sie sich scharfsinnig und gekonnt herausfordernd mit der Schwelle und der Spannung zwischen ihren Rollen als Künstlerin und als Arbeiterin auseinandersetzt.

Michael Amadeus Reindel

Mit Fulfillment Center verbindet Michael Amadeus Reindel auf humorvolle, raffinierte und scharfsinnige Weise Persönliches mit einer zutiefst politischen Perspektive auf die Auswüchse des globalen Konsumwahns und gegenwärtiger prekärer Arbeitswelten – hier repräsentiert durch den Konzern Amazon. Durch seine skulpturale Praxis, mittels akribischer Recherche und direkter Involvierung in Form einer einwöchigen Anstellung im nahe seines Elternhauses beheimateten Amazon-Fulfillment-Centers gelingt es Reindel, die Betrachter_innen mühelos zwischen seiner Familie, der Reflexion der eigenen Arbeit als Künstler und gesellschaftskritischen Thematiken zu manövrieren.

Anne Schmidt

Das vielgestaltige Werk Anne Schmidts kumuliert in ihrer Diplom-Installation Strahlte. Geschöpf. Champagner. zottig. Klumpen, in der riesige Eistüten-Skulpturen, ein kettengesägtes „Prokrastinierschwein“, der autofiktionale Roman Me after Two Anal Orgasms und Tennisbälle ebenso Protagonist_innen sind wie die Künstlerin selbst. In ihrer präzisen, energetischen Auseinandersetzung mit normativen Bildern des Verlangens in der kapitalistischen Konsumgesellschaft und dem künstlerischen Ausloten von institutionellen Logiken spiegelt sich Schmidts aktivistischer und kulturwissenschaftlicher Hintergrund wider.

Marc Truckenbrodt

In seinen grafischen Arbeiten setzt Marc Truckenbrodt sich mit seinem direkten Umfeld auseinander. Oft entstehen aus seinen Beobachtungen und Überlegungen gekonnt leichtfüßige und gleichzeitig tiefgründige Narrationen und Comics, die ohne Text auskommen. Für sein Diplomprojekt mit dem Titel Behauptung, bei dem Truckenbrodt mit farbiger Tusche auf Papier gearbeitet hat, hat er das Thema Macht einschließlich ihrer Widersprüchlichkeiten, Notwendigkeiten und Gefahren sowie ein vergleichsweise großes Format gewählt: Die Betrachter_innen begegnen fünf überlebensgroßen Figuren, die in Statur und Auftreten auf den ersten Blick an Superheld_innen erinnern – doch bei näherer Betrachtung lässt uns der Künstler Details erkennen, die die Figuren in produktiver Weise ambivalent werden lassen.