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Die programmierte Kreativität: Zu den Bedingungen der apparativen Kunstproduktion

Datum
Uhrzeit
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ortsbeschreibung
M20
Ort, Treffpunkt (1)
Hauptgebäude
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Vortrag von Marcel Marburger im Rahmen von "Künstlerische Film- und Medienpraxis", Vorträge und Workshop organisiert vom Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften im Dezember 2010

Ein Rennwagen ist schöner als die Nike von Samothrake, proklamiert Filippo Tommaso Marinetti im Futuristischen Manifest von 1909, und elf Jahre später erklären die Berliner Dadaisten George Grosz und John Heartfield die bisherige Kunst für tot und lassen die "neue Maschinenkunst Tatlins" hochleben. Mit Marcel Duchamps Ready-Mades, den Metamatics von Jean Tinguely oder den maschinenbasierten Performances von Survival Research Laboratories werden aus industriellen Produkten Kunstwerke und Maschinen zu Kunstproduzenten bzw. künstlerischen Akteuren. Abgesehen von den sozialen und politischen Implikationen und einhergehend mit einer Erweiterung des Kunstbegriffs untersuchen diese und andere künstlerische Positionen nicht zuletzt auch ihre kreativen Möglichkeiten in einer von Maschinen und prozessualen Abläufen dominierten Welt.

Indem Künstlerinnen und Künstler photochemische oder elektronische Apparate - Fotografie, Film, Video oder Computer - heutzutage mit zunehmender und oftmals unkritischer Selbstverständlichkeit verwenden, stellt sich die Frage nach der Freiheit des künstlerischen Ausdrucks mit einer neuen Dringlichkeit: Haben Kunstschaffende ihre Werkzeuge noch im Griff oder sind sie nicht lediglich "Funktionäre ihrer Apparate" - wie Vilém Flusser es formulierte?

Marcel René Marburger übernahm von 2007 bis 2010 die wissenschaftliche Leitung des _Vilém_Flusser_Archivs und ist zurzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Künste und Medien der Universität Potsdam. Seit 2005 ist er Mitherausgeber derInternational Flusser Lectures.

2.12.2010, 18.00 Uhr
Theresa Georgen: Hand - Kamera - Bewegung - Bild
ABGESAGT!!!

Der Vortrag widmet sich besonderen Aspekten in den Filmen von Agnès Varda, einer Filmregisseurin aus der Frühezeit des Autorenkinos, die mit der Entscheidung für die Handkamera weitreichende Konsequenzen für die folgende Generation der Regisseure der Nouvelle Vague in Gang gesetzt hat.
Im Besonderen wird in dem Vortrag dem produktiven Verhältnis zwischen der Bewegung der Hand, des Atems und der Kamera nachgegangen und welche spezifischen Film-Bilder aus dieser Suchbewegung  heraus entstehen. Im Zentrum der Betrachtung steht dabei der Film "Die Sammler und die Sammlerin".
Dr. Theresa Georgen ist  Professorin für Kunstgeschichte an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. Ihre Forschungsschwerpunkte sind  Kunst und Gender, Kunst im öffentlichen Raum, Raum im Film.

3.12. -  5.12.2010

I am a camera - Workshop mit Doreen Mende und Maxa Zoller

'I am a camera' ist ein dreitägiger Workshop, der sich in Text, Bild und Ton mit den Verhältnissen von Kunst, Film und Ausstellen beschäftigt. Die Komplexität des Mediums Film enthält ein reichhaltiges Spektrum an gegenwärtigen Fragestellungen, durch die unsere Erfahrungen von Welt mit künstlerischen Mitteln artikuliert werden. In Bezug auf eine momentane Krise in kuratorischer Praxis, die jedoch dringende Fragen nach Subjektivität in einer Zeit von (Post-)Kolonialismus und der Globalisierung aufwirft, markiert der Workshop einen Ort der Produktion durch die Mittel des Films. Theorie und Praxis treten hierbei nicht in Konkurrenz zueinander, sondern agieren als unterschiedliche Handlungsformen. Die im Workshop entwickelten Ideen sollen unmittelbar in konkrete Arbeiten der Workshop-TeilnehmerInnen übertragen und in einer 'ad-hoc' Ausstellung präsentiert werden. Die Quellen der Materialien für diese Arbeiten sind Bilder, Texte und Töne aus aktuellen Tageszeitungen, Publikationen, Magazinen und dem Internet in Bezug auf die im Workshop besprochenen Themen. Der Workshop wird von Maxa Zoller und Doreen Mende geleitet, die in dialogischer Form unterschiedliche Aspekte von 'I am a camera' thematisieren.

Für Maxa Zoller dienen McLuhan's Konzept der Autoamputation und Kristeva's Theorie des Abjekt zur Konzeption von Filmkunst als Körper, der unter Druck amputiert bzw. ausgeschieden wurde. Dies ermöglicht eine Neuformulierung von Subjektivität, die nicht nach Descartes Model als Gegensatz zum Körper, sondern als dessen Ausweitung gesehen wird. Mit ihrem Hintergrund in Experimentalfilmgeschichte wird sich Maxa Zoller besonders auf diejenigen Werke konzentrieren, in denen der Körper des Filmemachers mit der Welt in unmittelbarem, sozusagen hauchdünnem Kontakt steht. Ein Film von Jean-Luc Godard / Anne-Marie Mièville und Schriften von Jean Genet sind Ausgangspunkte für Doreen Mende, um die Gewaltätigkeit des Ausstellens von Bildern und Stimmen von einem 'Woanders' zu artikulieren. Die Gefahr eines 'excess in display' (Genet), das die Realität dominiert, berührt vor allem auch jene paradoxen Kräfte, die uns zu den Spuren ZWISCHEN dem Ort des Geschehens (Woanders) und dem Ort des Zeigens (Hier) bringen. Denn: "The true place of the filmmaker is the AND." (Serge Daney)
In einem abendlichen Filmprogramm mit Arbeiten von The Otolith Group, Filipa César,   Jean-Luc Godard  & Anne- Marie Miéville und Brad Butler & Karen Mirza, werden die Workshopthemen aufgenommen; ein gemeinsames Abendessen soll Gelegenheit zum informellen Gespräch geben. Während am zweiten Tag die individuelle Themen- und Projektentwicklung im Zentrum stehen, sollen am Ende des dritten Tags die entstandenen Arbeiten präsentiert werden.

Achtung: Der Workshop ist auf 12 Teilnehmer_innen begrenzt.
Sprache: Englisch und/oder Deutsch.
Anmeldung mit kurzer Begründung bis 20. November 2010 an: zollermaxa@yahoo.co.uk und dm@doreenmende.net