Skip to main content

Feministische Infrastruktur-Kritik

Interdependenzen von Körpern, Material und Technologien

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Symposium
Organisationseinheiten
Exhibit Galerie
Ortsbeschreibung
Zoom
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3, OG1
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien

Ein Symposium im Rahmen der Ausstellung Einrichtung und Gegebenheit. Infrastruktur als Form und Handlung mit Vorträgen von Carla Bobadilla, Francesca Brusa and Giulia Gabrielli, Miriam Kreuzer, Sophie Lingg, Claudia Lomoschitz, Carlota Mir, Verónica Orsi und Sylvia Sadzinski. Moderiert von Sabeth Buchmann und Elke Krasny.

Die Ungleichheit und Ungerechtigkeiten, die durch die unsichtbar bleibenden vergeschlechtlichten Dimensionen von Infrastruktur hervorgerufen werden, sind seit langem Gegenstand feministischer Kritik. Zugänglichkeit, Zurverfügungstellung, Vorsorge, Aufrechterhaltung und Sorge sind zentrale Themen feministischer infrastruktureller Kritik. Dieses Symposium widmet sich infrastrukturellen Interdependenzen von Körpern, Material und Technologien als Themenfeldern und Austragungsorten von zeitgenössischer Kunst und kuratorischen Praxen, welche auch digitale und urbane Räume umfassen.

Das Symposium ist eine Zusammenarbeit der beiden von Elke Krasny und Sabeth Buchmann geleiteten Dissertationsseminare. 
Idee: Elke Krasny, kuratiert von: Elke Krasny, Sophie Lingg, Claudia Lomoschitz.

Teilnahme ist auch über den folgenden Zoom-Link möglich: https://akbild-ac-at.zoom.us/j/6255224208

Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.

Programm

15.00 h
Willkommen und Einführung von Elke Krasny und Sabeth Buchmann

15.20–15.40 h
Verónica Orsi: The Green Scarf: An activist infrastructure for the trans-feminist body in Buenos Aires

15.40–16.00 h
Carla Bobadilla: The Butterfly House in Vienna: On Decolonizing Infrastructures 

16.00–16.30 h
Miriam Kreuzer: Caring for Urban Infrastructures: A Feminist Critique 

Diskussion, Pause

17.00–17.20 h
Francesca Brusa and Giulia Gabrielli: Unveiling Infrastructures: A Conversation on the Work of Maja Bajevic, Maria Eichhorn, and Wendelien van Oldenborgh 

17.20-17.50 h
Claudia Lomoschitz: Queer Nursing as Infrastructural Critique 

Diskussion, Pause

18.30–18.50 h
Carlota Mir: Collective Labor of Care: Building Feminist Infrastructures in the Post-Dictatorial Spanish State 

18.50–19.10 h
Sophie Lingg: Social Media: Digital Infrastructures and Feminist Art Making 

19.10–19.40 h
Sylvia Sadzinski: (No) Play and Party! Queer Curating as Infrastructural Critique 

Diskussion, Schlussworte

Abstracts und Bios

Carla Bobadilla: The Butterfly House in Vienna: On Decolonizing Infrastructures 

Im ersten Wiener Gemeindebezirk, dem historischen Zentrum der Stadt, zwischen der Nationalbibliothek, dem Regierungspalast und der Oper, befindet sich das Schmetterlingshaus. Inmitten der üppigen Vegetation und des Schmetterlingsspektakels finden die Besucher vier Fiberglasfiguren. Bei diesen Skulpturen, die der schwedisch-peruanische Künstler Felipe Lettersten in den 1990er Jahren schuf, handelt es sich um Gipsmodelle, die direkt vom Körper von Bewohner:innen der Amazonasregion abgenommen wurden. Dieses Gewächshaus ist, wie viele andere seiner Art in ganz Europa, als Palmenhaus kategorisiert. Dieses Konzept hat seine historischen Wurzeln in der imperialen Notwendigkeit, exotische Gegenstände auszustellen und zu lagern, die im 19. und 20. Jahrhundert auf Forschungsreisen in die Kolonien gesammelt worden waren.

Nehmen wir das Schmetterlingshaus als eine Infrastruktur, als Ausdruck von historischen Konzepten, die eine Logik der Klassifizierung, Taxonomie und Definition der Welt aus europäischer Sicht installiert haben, in welcher der Wunsch, eine Umgebung zu schaffen, in der sowohl Insekten- als auch botanische Arten aus anderen Breitengraden den niedrigen Temperaturen des mitteleuropäischen Winters standhalten können und die gleichzeitig als Ort der Betrachtung und der Erhaltung und Reproduktion dieser Arten dient. Wie können die Konzepte, die diese Infrastruktur beinhaltet, unter der Logik der Kolonialität verstanden werden? Und welche kritischen Werkzeuge bieten uns dekoloniale feministische Theorien, um diesen Ort von einem Standpunkt aus zu lesen, an dem die darin enthaltenen Ökologien und das Wissen analysiert und visualisiert werden, um eine neue feministische und dekoloniale Infrastruktur zu schaffen, in der infrapolitische Praktiken wie Solidarität und Generosität präsent sind und es erlauben, mit den Besucher:innen interagieren.

Carla Bobadilla ist eine forschungsbasierte Künstlerin und Kunstpädagogin. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung von Kommunikations- und Vermittlungspraktiken, insbesondere in den Bereichen der postkolonialen Kritik und der kritischen Rassentheorie unter Verwendung dekolonialer Methoden. Seit 2018 ist sie Senior Lecturer an der Akademie der bildenden Künste in Wien und Teil des Vorstands der IGBK und seit 2020 Mitglied und Mitbegründerin des Kollektivs Decolonizing in Vienna.

www.carlabobadilla.at
www.decolonizinginvienna.at


Francesca Brusa and Giulia Gabrielli: Unveiling Infrastructures: A Conversation on the Work of Maja Bajevic, Maria Eichhorn, and Wendelien van Oldenborgh 

Der dialogische Vortrag befragt die Verschiebung der Kritik der Institutionen hin zu einer Kritik der Infrastruktur, die Marina Vishmidt in ihrem Essay "Between Not Everything and Not Nothing: Cuts Toward Infrastructural Critique" vorschlägt. Er tut dies anhand der Werke von Wendelien van Oldenborgh, Maria Eichhorn und Maja Bajevic. 

Giulia wird sich auf die Arbeit von Wendelien van Oldenborgh konzentrieren - genauer gesagt auf zwei ihrer Diaprojektionen mit Soundtrack, Après la reprise, la prise (2009) und Pertinho de Alphaville (2010) – um die Komplexität einer künstlerischen Praxis zu entfalten, die sich kritisch mit Infrastrukturen der Moderne (eine Schule, eine Fabrik, ein Theater) auseinandersetzt – wenn sie diese nicht sogar physisch mit ihrer Filmtruppe bewohnt- und dabei sorgfältig dialogische Formen einer kommenden feministischen sozialen Zusammenarbeit choreographiert und vorschlägt. 

Francesca wird die Arbeiten von Maja Bajevic Arts, Crafts, and Facts (2015) und Maria Eichhorns Money at the Kunsthalle Bern(2001) vorstellen, um nach künstlerischen Strategien der Kritik zu fragen, die Arbeitsstrukturen enthüllen. Money at the Kunsthalle Bern löst die künstlerische Produktion in der Instandhaltungs- und Pflegearbeit der Kunstinstitution auf, und zielt somit auf deren architektonische und wirtschaftliche Infrastrukturen. Maja Bajevic geht in Arts, Crafts, and Facts (2015) von der Arbeit in der Textilherstellung aus und thematisiert die Beziehung zwischen herrschenden Arbeitsbedingungen und dem Aktienmarkt. Die Künstlerinnen legen den "verborgenen Ort der Produktion" der Kunst offen, um kritische Werkzeuge zu entwickeln, mit denen die Unsichtbarkeit anderer Formen der Arbeit und der Infrastrukturen angegangen werden kann.

Anhand der Werke von bildenden Künstlerinnen wollen die Vorträge über die Grenzen und Möglichkeiten nachdenken, die sich aus der Verschiebung des Maßstabs der Kritik von der institutionellen zur infrastrukturellen Ebene ergeben. 


Miriam Kreuzer: Caring for Urban Infrastructures: A Feminist Critique 

Wenn über urbane Infrastrukturen gesprochen wird, sind oftmals Wohnungen, Straßenzüge, Mobilitätssysteme oder elektronische und digitale Netze gemeint. Doch ist diese materielle Sichtweise nicht reduktionistisch? Das feministische Konzept "Care" setzt dieser eine Perspektive entgegen, die urbane Infrastrukturen als eingebettet in ein Netzwerk reziproker sozialer Beziehungen betrachtet und dieses Netzwerk selbst als urbane Infrastruktur begreift – als "infrastructure of care". Damit erweitert Care nicht nur das Verständnis urbaner Infrastrukturen, sondern bietet auch einen Ausgangspunkt für eine infra-politische Perspektive. Durch diese können infrastrukturelle Verbundenheit sichtbar gemacht und deren zugrundeliegenden "Regeln" – hegemoniale Hierarchien und eingeschriebenen Machtungleichheiten, die infrastrukturelle Zugänge bestimmen, – hinterfragt werden. Care als infra-politische Perspektive ist daher nicht nur Teil einer feministischen Kritik an urbanen Infrastrukturen, sondern auch Ausgangspunkt für das Imaginieren einer sorgenden Gestaltung dieser Infrastrukturen – eines „caring urbanism“.

Miriam Kreuzer arbeitet als Gestalterin, Forscherin und Lehrende im Bereich gesellschaftlicher und emanzipatorischer Transformationen. Zurzeit promoviert sie an der Akademie der bildenden Künste Wien unter Betreuung von Univ.-Prof. Mag. Dr. Elke Krasny und Assoc. Prof. Dr. Meike Schalk. Sie beschäftigt sich hierbei mit einer feministischen Care-Perspektive auf urbane Räume – mit einem caring urbanism. Sie studierte Industriedesign an der OTH Regensburg und Transformation Design an der HBK Braunschweig. Zudem ist sie Gründungsmitglied des queerfeministischen Kollektivs Zukunfts*archiv.

Sophie Lingg: Social Media: Digital Infrastructures and Feminist Art Making 

Ausgehend von der Betrachtung von Social Media als Infrastruktur des Zeigens wird im Vortrag „On Care Taking in Digital Realms“ mittels künstlerischen Arbeiten Arbeiten der Malerin und Performance Künstlerin Sophia Süßmilch Fragen nach Performen, Ausstellen und Vermitteln auf Social Media nachgegangen. Welche Formen des Kümmerns verlangt diese Infrastruktur? Welche Öffentlichkeiten treffen im Raum der monopolistischen hyperkapitalistischen Social Media aufeinander? Und was bedeuten die vorgegebenen Nutzungsbedingungen für queere und feministische künstlerische Arbeiten und Arbeitsprozesse?

Sophie Lingg (Wien) experimentiert und forscht zu Digitalität, digitalen Alltagsmedien und deren Nutzung für künstlerische Arbeit und Kunstvermittlung. Sie entwickelt und realisiert experimentelle Workshops, Spaziergänge und beteiligt sich an kollaborativen künstlerischen und aktivistischen Projekten. Sophie studierte Kunstpädagogik an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo sie seit 2019 unterrichtet und schreibt ihre Dissertation über künstlerische und künstlerisch-aktivistische Arbeit in sozialen Medien (betreut von Elke Krasny).


Claudia Lomoschitz: Queer Nursing as Infrastructural Critique 

Dieser Vortrag wird anhand der künstlerischen Arbeiten „Health Investment“ (Video, Claudia Lomoschitz, 2022) und „Partus Gyno Bitch Tits“ (Performance Installation, Claudia Lomoschitz, 2021) auf sogretragende Infrastrukturen unter Bezugnahme auf queer nursing Praxen eingehen. „Health Investment“ untersucht die leerstehende Semmelweis-Klinik in Wien, einer der ersten Kliniken, die sich Frauengesundheit widmete und an der 1909 die erste Milchbank zur Aufbewahrung von Milch für Säuglinge eingerichtet wurde. In den letzten Jahren wurde das denkmalgeschützte Klinikgebäude zu einem Spekulationsobjekt und an private Investoren verkauft, was Fragen der Infrastruktur von Frauengesundheit und Sorgearbeit aufwirft. “Partus Gyno Bitch Tits” betrachtet Konzepte von generationsübergreifenden, mehrgeschlechtlichen queer nursing Praxen, die das Infrastrukturen fordern, welche das physische, emotionale, mentale und wirtschaftliche Wohlergehen von Sorgetragenden sichern. Dies bedeutet private wie öffentliche Räume zu schaffen, die es ermöglichen Säuglinge zu stillen, Milch abzupumpen, abzukochen und zuzubereiten. Die Notwendigkeit der sozialen Infrastrukturen von Sorgearbeit zeigt sich in der wirtschaftlichen Absicherung von Sorgetragenden Personen, wie der Möglichkeit Verdienstausfälle nachzuholen oder in geförderte Kinderbetreuungsmöglichkeiten, in Zugang zu Stillberaterinnen und Kompensation von aufgewendeten Stillzeiten sowie Etablierung von Orten an denen sich Sorgetragende unterstützt fühlen. Die Forderung nach sorgetragenden Infrastrukturen evoziert Fantasien kollektiver, geschlechtergerechter und ökonomisch abgesicherter Sorgearbeit.

Claudia Lomoschitz (*1987, Wien) ist bildende Künstlerin, Performerin und Lektorin an der Schnittstelle von Choreografie und bildender Kunst. Sie studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien, Royal Danish Academy in Kopenhagen und absolvierte ihren MA in Performance Studies an der Universität Hamburg. Im Rahmen ihrer Dissertation recherchiert sie zu kulturellen Implikationen von Laktation. Ihre künstlerischen Arbeiten waren u.a. im Kunstraum Niederösterreich, im Tanzquartier Wien, im brut Wien sowie auf Kampnagel Hamburg zu sehen.

http://claudialomoschitz.com


Carlota Mir: Collective Labor of Care: Building Feminist Infrastructures in the Post-Dictatorial Spanish State 

Der Vortrag untersucht das Spannungsfeld zwischen kollektiven kuratorischen Praktiken, die sich in Spanien seit dem Übergang zur Demokratie entwickelt haben und ihre Beziehung zu heutigen Kunstinstitutionen. Die kollektiven feministischen kuratorischen und künstlerisch-aktivistischen Praktiken, die autonom arbeiten, werden als Teil einer ansonsten nicht existierenden feministischen Infrastruktur verstanden, sie leisteten in der Vergangenheit wesentliche Sorgearbeit für den Übergang zur Demokratie.

Mein Ziel ist es, eine bislang unbeachtete Genealogie von kollektiven Praktiken an der Basis, kuratorischen Experimenten und feministischer Übertragung in Kunstinstitutionen aufzuzeigen, die selbstverwaltete kollektive Praktiken zur Grundlage hat. Die vorgestellten Beispiele konzentrieren sich auf selbstverwaltete Kollektive, die herausragende Praktiken an der Schnittstelle von Kunst, politischem Aktivismus und Wissensproduktion entwickelt haben: LaSal, Barcelona, 1977/90; Erreakzioa/Reacción, Baskenland, 1994 - heute; Eskalera Karakola, Madrid, 1996 - heute. In einem Klima intellektueller und materieller Knappheit fungierten selbstverwaltete feministische Kollektive als eine Art Alter-Institutionen, die nach den Grundsätzen transnationaler feministischer Solidarität, kollektiver Autorschaft und Gemeinsamkeit sowie politischer Gegnerschaft zu globalem Kapitalismus und postdiktatorischer Unterdrückung arbeiteten und die fürsorglich den Übergang zur Demokratie vollzogen.

Verónica Orsi: The Green Scarf: An activist infrastructure for the trans-feminist body in Buenos Aires

In Buenos Aires und anderen argentinischen Städten finden seit 2003 Demonstrationen für das Recht auf legale, sichere und kostenfreie Abtreibung statt. Deren Emblem ist das grüne Tuch (el pañuelo verde). Diese Demonstrationen waren eines der Schlüsselelemente der Resignifikation und des Empowerments der trans-feministischen Militanz, die dem Kampf für das Recht, über den eigenen Körper zu entscheiden, Sichtbarkeit und Resonanz verliehen. Aufgrund ihrer historischen Vergangenheit und ihres symbolischen Gewichts ist die Stadt Buenos Aires in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht repräsentativ. Ihre städtische Gestaltung und Infrastruktur haben im Laufe der Jahre die bedeutendsten Kämpfe und Kräfte in Bezug auf die Ausweitung von Rechten und sozialer Gerechtigkeit aufgenommen und geprägt. In diesem Beitrag werde ich mich darauf konzentrieren, wie die Infrastruktur der Stadt Buenos Aires den feministischen Kampf, der in einer historischen Tradition von Protesten und erworbenen Rechten steht, aufnahm, indem sie den Demonstrationen für das Recht auf legale, sichere und kostenfreie Abtreibung und dem grünen Tuch, dem Symbol par excellence, Sichtbarkeit verlieh. Ich werde auch den öffentlichen Raum als Szenario des grünen Tuches in seiner Materialität und affektiven Aufladung transversal und ganzheitlich analysieren.

Verónica Orsi ist Kuratorin für Diversität der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Diversity-Trainerin und Doktorandin an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Arbeit verbindet eine diskriminierungskritische und diversitätsorientierte Museumspraxis mit einem trans-feministischen Ansatz, welcher den Menschen und seine Beziehungen zu Objekten in ihren Materialitäten und Affekten in den Mittelpunkt stellt.


Sylvia Sadzinski: (No) Play and Party! Queer Curating as Infrastructural Critique

Kuratieren und Ausstellungsmachen sind professionalisierte Praktiken, die einer Reihe von erlernten, wenn auch häufig unausgesprochenen strukturellen Konventionen, unsichtbaren Protokollen und erwarteten Techniken entsprechen und folgen. Sie weisen einen bestimmten normativen Habitus auf, der Normalitäten im Rahmen der Ausstellung (re-)produziert und kuratorische Praxis strukturiert (Rogoff 2013, Sullivan & Middleton 2020, Tyburczy 2016). Dieser Beitrag untersucht die Ausstellung als ein infrastrukturelles Szenario im Allgemeinen und als ein potentiell aktivistisches und insbesondere queeres und feministisches im Speziellen. Die stark diskutierte, wenn auch nicht abschließend definierte Praxis des sogenannten queeren Kuratierens richtet sich gegen den Status Quo, stellt u.a. das Museum und die Ausstellung als normalisierende Einheiten, in denen Bedeutungen geschaffen und binäre und heteronormative Strukturen verstärkt werden, in Frage, und wird als eine Art des Aktivismus verstanden (Reilly 2018). Anhand zweier Ausstellungsprojekt  – From Riot to Respectability 2019 im Schwulen Museum in Berlin und der Ausstellung No play—Feminist Training Camp 2016 in der neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Berlin  –  soll aufgezeigt werden, inwieweit queere und feministische kuratorische Praktiken infrastrukturelle Kritik üben. Wie könnte eine feministische Infrastruktur des Kuratorischen aussehen? Wie kann Kuratieren Teil einer feministischen infrastrukturellen Kritik sein? Indem queeres Kuratieren gleichzeitig affirmative Momente von Infrastruktur aufweist, diese zugleich in kollektiven Praktiken zwischen Performance und Party jedoch ablehnt und in Frage stellt, entstehen Strukturen und Momente des in-between bzw. des Dazwischen.

Sylvia Sadzinski ist künstlerische Co-Leiterin des feministischen Kunstraums alpha nova & galerie futura in Berlin, Doktorandin an der Akademie der bildenden Künste Wien und hat zuletzt  Ausstellungen u.a. für die Kunsthalle Exnergasse, den Kunstverein Dresden, den Kunstraum Kreuzberg/Bethanien in Berlin und das Schwule Museum kuratiert. Sie ist Dozentin am Node Center for Curatorial Studies und lehrt seit 2015 regelmäßig an verschiedenen (inter)nationalen Universitäten.