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Einladung zur Defensio von Rehema Chachage

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Defensio
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
Turm 2, DG06

Das PhD in Practice Programm der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Rehema Chachages Dissertation „Yee Kididi Kiziha (It is Indeed Pleasing)“ ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Janine Jembere (Vorsitz), Anette Baldauf und Renate Lorenz (Betreuer_innen), Simon Gikandi (externer Gutachter, Princeton University).

Abstract

„Yee Kididi Kiziha” ist eine aus einem christlichen Gesangbuch abgeleitete Phrase auf Chasu, die im Haushalt meiner Großmutter prominent verwendet wird, wenn die Familie zusammenkommt. Im Englischen bedeutet der Satz frei übersetzt „Es ist in der Tat erfreulich” (Menschen/ Familie zusammenkommen zu sehen). Familie und Zusammengehörigkeit stehen im Mittelpunkt dieser Dissertation, die diese Themen anhand der Back- und Webpraktiken meiner Großmutter, Bibi Mkunde, erforscht. Dabei liegt der Fokus auf vier theoretischen Hauptbereichen. Die Dissertation befasst sich mit alternativen und nicht-kanonisierten Wissensformen, wobei der Schwerpunkt auf gemeinschaftsbezogenem und gemeinschaftlich generiertem Wissen liegt. Weiters wird herausgearbeitet, wie Zusammengehörigkeit und Gemeinschaftsbildung als Mittel des Überlebens fungieren. Ebenso werden Formen der Subversion und der Verweigerung untersucht, die aus dem Alltäglichen entstehen, sowie die Idee der Kontinuität durch Zitieren, Benennen und Umbenennen erforscht. Es wird argumentiert, dass das Zitieren als Praxis ein Mittel der Reparatur, der Wiedererinnerung und, noch wichtiger, des Widerstands gegen die Auslöschung darstellt. 

Indem sie sich auf die alltäglichen Praktiken des Webens und Backens konzentriert, zeigt diese Dissertation, wie gewöhnliche Handlungen zu kraftvollen Formen des Widerstands und des Überlebens werden können, die uns dabei helfen und unterstützen, mit den anhaltenden Schatten der Kolonialgeschichte und der persönlichen Trauer fertig zu werden. Sie erforscht die komplexen Überschneidungen von dekolonialer Praxis, gemeinschaftlichem Zusammensein und der Rückgewinnung von Erzählungen, die Schmerz und Leid transzendieren. Durch einen performativen Schreibprozess sucht die Dissertation nach alternativen Wegen zur Heilung und betont dabei die Bedeutung der Kontinuität von Stimmen und Abstammungen. Letztendlich ist dieses Projekt eine Ode an das bleibende Vermächtnis der Frauen in meiner matrilinearen Erbfolge, deren Leben und Praktiken mein Verständnis der Welt zutiefst geprägt haben. Die Dissertation dient dabei als Plattform, um matriarchales Wissen zu ehren, indem sie eine offene Einladung ausspricht und vielfältige Möglichkeiten bietet, sich innerhalb von Kollektivität und Vielfalt zu bewegen.

Kurzbiographie

Rehema Chachage erweiterte Praxis ist recherchebasiert, prozessorientiert und auf die Gemeinschaft fokussiert. Sie bezieht ihre Mutter und Großmutter mit ein, die als Gesprächspartnerinnen und Kollaborateurinnen eine wichtige Rolle spielen. Gemeinsam schaffen sie ein „performatives Archiv“, das auf unkonventionelle und nicht-traditionelle Weise Geschichten, Rituale und andere mündliche Traditionen in verschiedenen Medien – Performance, Fotografie, olfaktorische Elemente, Video, Essays, Texte und physische Installationen – sammelt und organisiert. Das Archiv zeichnet dabei Geschichten nach, die direkt mit ihrem matrilinearen Erbe verbunden sind. Hierbei kommen Methodologien zum Einsatz, die das Erzählen von Geschichten, das Zurückverfolgen der Matrilinearität, die Arbeit mit alternativen Formen des Wissens und Handelns sowie andere verkörperte und instinktive Ansätze umfassen. Die Zusammenarbeit stützt sich dabei geschriebene Texte, mündliche und akustische Geschichten, Melodien und Relikte aus verschiedenen neu inszenierten und performten Ritualen, die als Quellen der Recherche dienen. Sie erforscht die Ausgrabung von Geschichte, Räumen und Körpern – der Art und Weise, wie sich Körper und Land erinnern – sowie die alltäglichen Praktiken des Überlebens, des Widerstands, der Unterwanderung und der Verweigerung der Auslöschung. 

Ihre Zusammenarbeit wurde bereits in Afrika, Europa, Asien und Amerika ausgestellt. Chachage stand in der engeren Auswahl für den Henrike Grohs Kunstpreis 2020, den Vordemberge-Gildewart Preis 2022 und den Belvedere Kunstpreis 2024. Sie war zudem eine der Preisträgerinnen des LIVE WORKS Performance Act Award 2019 und erhielt 2023 den H13 Niederösterreich Preis für Performance. Chachage hat einen BA in Bildender Kunst (2009) von der Michaelis School of Fine Art, University of Cape Town, und einen MA in Contemporary Art Theory (2018) von der Goldsmiths, University of London.

Die Defensio wird in englischer Sprache und in der Akademie am Schillerplatz in Turm 2, Raum DG06 stattfinden.

Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.