Vorträge und Workshop von Dr. Debbie Bargallie
Organisiert vom International Office im Rahmen des Erasmus+-Projekts an der Akademie der bildenden Künste Wien. Dr. Debbie Bargallie ist Associate Professor (Principal Research Fellow) an der Griffith University, Honorary Professor an der Macquarie University sowie Adjunct Professor an der Universitas Pesantren Tinggi Darul Ulum Jombang, Indonesien.
27. Oktober 2025, 18 h
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, Raum M13a
Vortrag von Dr. Debbie Bargallie
Unmasking Australia’s Racial Contract: Indigenous Exploitation and the Racial Regime of Recognition and Reconciliation
Unter der Oberfläche der nationalen Inszenierung von „Versöhnung“ (reconciliation) in Australien liegt ein rassialer Vertrag, der auf Enteignung, Verweigerung und Ausbeutung basiert. Dieser kompromisslose Vortrag zeigt, wie dieser Vertrag durch Anerkennung (recognition), Versöhnung (reconciliation) und das kontrollierte Einbeziehen indigener Menschen und Gruppen aufrechterhalten wird. Die indigene australische Soziologin und Critical-Race-Forscherin Dr. Debbie Bargallie legt das rassiale Regime offen, das der performativen Siedler*innen-Gerechtigkeit zugrunde liegt, und hebt den indigenen Widerstand als Wiederbehauptung unveräußerlicher Souveränität und als Herausforderung von (Un-)Recht hervor. Der Vortrag basiert auf Bargallies preisgekrönter Monografie Unmasking the Racial Contract: Indigenous voices on racism in the Australian Public Service, in der sie die alltäglichen Funktionsweisen strukturellen Rassismus in australischen Institutionen nachzeichnet, sowie auf ihrer laufenden Zusammenarbeit mit Alana Lentin, deren jüngstes Buch The New Racial Regime: Recalibrations of White Supremacy untersucht, wie sich weiße Vorherrschaft in der heutigen Welt neu organisiert.
Begrüßung: BA EMBA Mag. Angelina Kratschanova, Leiterin des International Office, Akademie der bildenden Künste Wien
Präsentation und Moderation: Prof. Dr. Marina Gržinić, Mag. Asma Aiad, MA, Artist, und Anahita Neghabat, MA
28. Oktober 2025, 11–13 h
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3, Raum M13a
Workshop von Dr. Debbie Bargallie
Critical Racial and Decolonial Literacies: Breaking the Silence
Präsentation und Moderation: Prof. Dr. Marina Gržinić, Mag. Asma Aiad, MA, Artist, und Anahita Neghabat, MA
Aufbauend auf dem Sammelband Critical Racial and Decolonial Literacies: Breaking the Silence werden in diesem Workshop zwei Schlüsselkapitel gemeinsam diskutiert, die sich mit dekolonial-feministischer Praxis und Critical Race Theory in den herausfordernden Kontexten des australischen Siedler*innenkolonialismus und der imperialen Universität befassen. Die indigene australische Akademikerin und Künstlerin Fiona Foley kritisiert die „racelessness“ des australischen Bildungswesen und in Institutionen. Mit ihrer künstlerischen Praxis – etwa der Ausstellung Courting Blakness – setzt sie provokante politische Statements gegen koloniale Narrative und institutionellen Rassismus. Der diasporisch-siedlerische Akademiker Joseph Pugliese nutzt Autoethnografie, um seine eigene Subjektwerdung als diasporisch-siedlerisches Subjekt nachzuzeichnen. Dabei verbindet er die Migration seiner Familie aus Süditalien (durch eine rassialisierte, anti-Schwarze Linse betrachtet) mit deren Kompliz_innenenschaft in der australischen „settler-colonial debtscape“.
29. Oktober 2025, 11–13 h
Interdisziplinäres Forschungszentrum Islam und Muslime in Europa (IFIME), Sigmund Freud Privatuniversität Wien
Freudplatz 3, 1020 Wien
Vortrag von Dr. Debbie Bargallie, in Zusammenarbeit mit der Akademie der bildenden Künste Wien
Punjabi Dreaming: Mapping our Roots and Routes
Wenn Archive versagen, werden Gedächtnis/Erinnerung, Verwandtschaft und Rückkehr zur Methode. Punjabi Dreaming zeichnet eine transnationale Reise nach, um durch koloniale Systeme ausgelöschte Vorfahr*innenbeziehungen wiederzufinden und sie zurückzufordern – zu indigenen Bedingungen. Mehr als 130 Jahre nachdem ihr Urgroßvater – ein punjabischer muslimischer Mann – und sein Bruder ein Dorf auf dem indischen Subkontinent (heute Pakistan) verließen, entdeckte Dr. Bargallie den Ort, den sie verlassen hatten – eine bis dahin unbekannte Tatsache. In Australien wurden diese Ursprünge über Generationen hinweg durch koloniale Fehlaufzeichnungen, rassifizierte Falschbenennungen und die systematische Auslöschung nicht-europäischer Geschichten verschleiert. Aufbauend auf Stuart Halls Konzept kultureller Identität als Prozess von Sein und Werden untersucht der Vortrag, wie Identität durch Brüche, Beziehungen und die Arbeit der Rückkehr entsteht. Indigenous Studies, Critical Race Scholarship, Cultural Studies sowie die mündlichen, poetischen und schriftlichen Traditionen der Mirasi –– erbliche Genealog*innenen und Bewahrer*innen des Ahn*innenwissens – fließen zusammen, um das koloniale Archiv zu destabilisieren und Rückkehr als Methode wie auch als Beziehung zurückzufordern.
Begrüßung: Mag. a. Amena Shakir, Leiterin des IFIME-Forschungszentrums
Präsentation und Moderation: Prof. Dr. Marina Gržinić, Mag. Asma Aiad, MA, Artist
Dr. Debbie Bargallie ist Associate Professor (Principal Research Fellow) an der Griffith University, Honorary Professor an der Macquarie University sowie Adjunct Professor an der Universitas Pesantren Tinggi Darul Ulum Jombang, Indonesien – ein Ausdruck ihres Engagements für globale indigene Solidarität und dekoloniale Forschung. Sie promovierte an der Queensland University of Technology und konzentriert ihre Forschung auf die Theoretisierung von „race“. Dr. Bargallie ist Präsidentin der Queensland Muslim Historical Society und Direktorin des Queensland Muslim Cultural and Heritage Center (QMCHC), einer Erweiterung des neuen Brisbane Islamic Center.
Zudem ist sie Associate Investigator im Indigenous Research Stream des Centre for the Elimination of Violence Against Women (CEVAW), wo sie ein Programm leitet, das sich mit dem Ausbau von „racial literacy“ in Arbeitskontexten befasst. Ihre Monografie Unmasking the Racial Contract: Indigenous voices on racism in the Australian Public Service (2020) erschien bei AIATSIS Aboriginal Studies Press. Der von ihr mit herausgegebene Sammelband Critical Racial and Decolonial Literacies: Breaking the Silence (2024) wurde bei Bristol University Press veröffentlicht. Debbie Bargallie ist Nachfahrin der Kamilaroi- und Wonnarua-Völker aus New South Wales, Australien, sowie der muslimischen Jat-Langrial-Kaste vom indischen Subkontinent – Geschichten, die ihre Forschung und ihr unerschütterliches Engagement für Gerechtigkeit prägen.