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„Rasse“ und die ursprüngliche Akkumulation der Ästhetik

Datum
Termin Label
Workshop
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
M13a

Ziel des öffentlichen Workshops ist es, die Verwicklungen der philosophischen Ästhetik, die im 18. Jahrhundert in Westeuropa entsteht, mit der von Marx beschriebenen Dynamik der ursprünglichen Akkumulation zu untersuchen, unter besonderer Berücksichtigung der bislang in der Ästhetik viel zu wenig beachteten Konstruktion von race.

Damit will der Workshop einen längst fälligen Beitrag zur Selbstaufklärung des Kanons der westlichen Ästhetik leisten.

Donnerstag, 30. Juni 2022:

17-18 h
Begrüßung durch Rektor Johan Hartle und Einführung in die Thematik durch Ruth Sonderegger (Akademie der bildenden Künste Wien)

18-20 h
Keynote von Fernando Nina (Universität Heidelberg)
Dekoloniale Ästhetik in Lateinamerika: indigene Bildlichkeit und Topoi als Konterdiskurs – Waman Pumas Die neue Chronik und gute Regierung (1615)

Respondenz: Mariel Rodriguez (Kunstuniversität Linz); Moderation: Ruth Sonderegger

Freitag, 1. Juli 2022:

9:30-13 h
Diskussion von Impulsreferaten zum Schwerpunkt: politische Theorien der fortgesetzten Akkumulation und die Kritik daran

Roberto Nigro (Leuphana Universität Lüneburg)
Zur Kritik der ursprünglichen Akkumulation und der neoliberalen Subjektivität

Henrike Kohpeiß (Freie Universität Berlin)
Bürgerliche Kälte. Rassiale Differenz als Affekt

Çiğdem Inan (Universität Hamburg) und Katja Diefenbach (Universität Frankfurt an der Oder)
Schrecken des Eigentums: Flüchtige Widerstände und eigensinnige Praxen des Politischen in C.L.R. James’ Schwarze Jakobiner

Moderation: Bella Schlehaider (Akademie der bildenden Künste Wien)

14:30-18 h
Diskussion von Impulsreferaten zum Schwerpunkt: Ästhetiken der fortgesetzten Akkumulation und die Kritik daran

Pablo Valdivia Orozco (Universität Frankfurt an der Oder)
Cervantes‘ El celoso extremeño: Die koloniale Akkumumlation und der Wille der Anderen

Navid Emilian Ortega y Feili (Universität Heidelberg)
Philosophische Ästhetik und Blanquitud: die reale Subsumtion der Wahrnehmung unter das Kapital

Imayna Caceres (Akademie der bildenden Künste Wien)
Aesthetic, spiritual-political practices with the more than human in Latinx diasporic collectives in Vienna

Tyna Fritschy (Akademie der bildenden Künste Wien)
„Kommunismus einer ungeteilten Sinnlichkeit. José Esteban Muñoz‘ Postskript zu seiner ästhetischen Theorie“

Moderation: Moira Hille (Akademie der bildenden Künste Wien)

Teilnehmer_innen:

Imayna Caceres ist eine künstlerische Forscherin, die sich mit Wissensformen beschäftigt, welche die Modere umfassen und überschreiten, sowie mit den Weisen ihres eigenen In-der-Welt-Seins mit Bezug auf Peru und Österreich. Sie interessiert sich für das spirituell-politische Herstellen von Gemeinschaften in mehr als menschlichen Welten; ihre Praxis entfaltet sich im Scheiben, Zeichnen, in Videos, kollektiven Ritualen und relationalen Praktiken. Derzeit promoviert sie an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Katja Diefenbach ist Professorin für Kulturphilosophie/Philosophie der Kulturen an der Europa Universität in Frankfurt (Oder) und Mitglied des Buchhandels- und Verlagskollektivs b_books, Berlin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der französischen Gegenwartsphilosophie unter besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses von Marxismus, Poststrukturalismus und Dekonstruktion, in der Spinoza-Forschung sowie den Postcolonial und Gender Studies. Sie arbeitet zudem an dekolonialen Re-Lektüren der westlichen Philosophie. Neben zahlreichen Artikeln in diesen Forschungsbereichen ist sie Autorin von Spekulativer Materialismus. Spinoza in der postmarxistischen Philosophie (Turia + Kant, 2018) und Encountering Althusser. Politics and Materialism in Contemporary Radical Thought (Bloomsbury, 2013; hg. m. Sara Farris, Gal Kirn, Peter Thomas).

Tyna Fritschy ist Philosoph_in und Kulturwissenschaftler_in und forscht an der Schnittstelle von politischer Philosophie, queer-feministischer Theorie und postkolonialer Theorie und beschäftigt sich mit Eigentumstheorien und Subjektivität, Care, Körperpolitiken und Beziehungsweisen, Besitz- und Produktionsverhältnissen und sozialen Bewegungen. Tyna Fritschy studierte Philosophie in Bern und an der European Graduate School in Saas-Fee, Medienkunst in Zürich und hat 2020 mit der Masterarbeit Verarmung des Weltbezugs. Die Entstehung proprietärer Subjektivität im kolonialen Kontext den Master in Kulturwissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg abgeschlossen. Von 2011 bis 2016 hatte sie eine Assistenz an der Zürcher Hochschule der Künste inne. Seither arbeitet sie als freischaffende_r Theoretiker_in und lehrte unter anderem an der Zürcher Hochschule der Künste, der Akademie der bildenden Künste Wien, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und an der Universität Wien. Fritschy lebt und arbeitet in Wien und Zürich und promoviert in Philosophie an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Moira Hille ist Künstlerin, Forscherin und Autorin. Ihre Arbeit verfährt inter- und nicht-disziplinär und bewegt sich an den Überschneidungen von Ethik und Politik der künstlerischen Forschung. 2020 schloß sie ihren PhD in practice mit der Arbeit Ghost(ed) Ships. Cruising Methods of Unghosting ab, in der es um white innocence und Wahrnehmungsperspektiven in Bezug auf Bilder der Migration im Mittelmeerraum geht. Ihre Forschungsfelder umfassen die Ethik und Politik der künstlerischen Forschung, queere Methodologien, Post- und Dekoloniale Methoden sowie Visual Studies. Moira Hille ist Senior Scientist und unterrichtet im Programm MA Critical Studies der Akademie der bildenden Künste Wien.

Çiğdem Inan ist Soziologin und lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Affekttheorie, Poststrukturalismus, kritische Migrationssoziologie, queer-feministische Theorie, kritische Rassismusforschung und postkoloniale Gesellschaftstheorie. Sie war als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der PH Freiburg sowie als Lehrbeauftragte an der Merz-Akademie, Stuttgart, der Humboldt-Universität zu Berlin, der EHB-Berlin und der Akademie der bildenden Künste in Wien tätig. Mit dem Dissertationsthema Das Andere des Affektiven promoviert sie an der Universität Hamburg. Als Verlegerin ist sie Teil des Verlagskollektivs b_books (Berlin), in dem sie kürzlich eine Neuauflage von C.L.R. James Die schwarzen Jakobiner. Toussaint Louverture und die Haitianische Revolution mitherausgegeben hat. Zu ihren aktuellen Publikationen gehören: „‚Diesmal nicht’ Zur Enteignung der Trauer“ in: Texte zur Kunst mit der Schwerpunktausgabe Trauern (Juni/2022), die sie als Gasredakteurin mitherausgegeben hat; „NSU, rassistische Gewalt und affektives Wissen“, in: ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung, Jg. 1, Heft 2/2021.

Henrike Kohpeiß studierte Philosophie und (Angewandte) Theaterwissenschaft in Berlin, Rom, Wien und Gießen. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sonderforschungsbereich „Affective Societies“ an der Freien Universität Berlin und schloss ihre sozialphilosophische Promotion über Bürgerliche Kälte dort 2022 ab. Inhaltliche Schwerpunkte ihrer Arbeit und Lehrtätigkeit liegen in der Kritischen Theorie, den Black Studies und dem Feminismus sowie in der Affekt- und Emotionstheorie. Gelegentlich ist sie als Performerin oder Dramaturgin an Arbeiten in Tanz und Performance beteiligt.

Roberto Nigro ist seit 2016 Professor für Philosophie am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Universität und derzeit Dekan der Fakultät Kulturwissenschaften. Er ist zudem ancien directeur de programme am Collège International de Philosophie in Paris. Er war zuvor Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste. Als Gastprofessor und visiting scholar unterrichtete er in verschiedenen Universitäten in Frankreich, Italien, den Vereinigten Staaten und der Schweiz. Seine theoretischen Interessen liegen in der Tradition des Operaismus und Neo-Operaismus, im Werk Michel Foucaults (insbesondere in seiner Auseinandersetzung mit Marx und dem Erbe der Philosophie Nietzsches). Derzeit arbeitet er an einer Intellektuellengeschichte linker Militanz während des „roten Jahrzehnts“ in Italien und in Europa.

Fernando Nina ist Vertretungsprofessor am Lehrstuhl für Literatur- und Kulturwissenschaft der Universität Heidelberg. Er absolvierte sein Studium der Germanistik und Romanistik sowie seine Promotion in Romanischer Philologie an der Ludwigs-Maximilian-Universität in München. Seine Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem im Bereich der lateinamerikanischen Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts, Metaperipheren Literaturen, Theorien der Dekolonisierung und des Subalternen sowie in der Kulturphilosophie Lateinamerikas. Neben Lehraufträgen in Mainz und München war er als Gastdozent in den Niederlanden, Spanien, Ecuador und Brasilien tätig.

Navid Emilian Ortega y Feili unterrichtet am romanistischen Seminar der Universität Heidelberg. Er hat an der UNAM (México) einen MA in Philosophie absolviert und als DAAD-Stipendiat arbeitet er derzeit an einer Habilitation über die Theorien von Bolívar Echeverría.

Mariel Rodríguez ist bildende Künstlerin und Kulturwissenschaftlerin aus Mexiko-Stadt, sie lebt und arbeitet in Wien und Linz. Zu ihren Projekten gehört das kuratorische Ausstellungsprojekt "Field Within" (2019), das sich mit selbstethnografischen Praktiken in der Kunst auseinandersetzt, das partizipative und forschungsbasierte Projekt „Baile Bassena“ (2019) in der Arbeitergasse in Wien und „Vis-aVis“, eine ortsspezifische Installation im öffentlichen Raum, die im Rahmen des Projekts „Crossed Histories: Experiences of Exile in Mexico and Austria“ entstanden ist. Sie hat einen Bachelor-Abschluss von der Universidad de las Américas in Puebla und einen Master-Abschluss in Kritischen Studien von der Akademie der bildenden Künste Wien, wo sie derzeit ihre Dissertation schreibt. Seit 2020 arbeitet sie als Universitätsassistentin am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Abteilung für Künstlerische Wissenspraktiken an der Kunstuniversität in Linz.

Isabella Schlehaider hat an der Universität Wien ein Studium der Philosophie absolviert und promoviert derzeit an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Interessensgebiete sind: Feministische Theorie, Post-/Dekoloniale Theorie, Kritische Posthumanismen, Indigenous Studies, Spekulativer Pragmatismus, Alfred North Whitehead.

Ruth Sonderegger ist Professorin für Philosophie und ästhetische Theorie an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie promovierte an der FU Berlin und unterrichtete danach mehrere Jahre am Philosophie-Institut der Universiteit van Amsterdam. Ihre derzeitigen Forschungsfelder sind: Konstitution und Geschichte der westlichen philosophischen Ästhetik im Kontext der ursprünglichen Akkumulation, Praxistheorien, Cultural Studies, kritische Theorien des Racial Capitalism und Widerstandsforschung.

Pablo Valdivia Orozco ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europa-Universität Viadrina (Frankfurt an der Oder) am Lehrstuhl für westeuropäische Literaturen. Er studierte Lateinamerikanistik, Publizistik, Linguistik und Philosophie an der FU Berlin und promovierte (in Romanistik) an der Universität Potsdam. Forschungsschwerpunkte: Lateinamerikanische und europäische Kultur- und Literaturtheorie des 20. und 21. Jahrhunderts, Kolonialität, Kolonialzeit und romanische Kulturen der Frühen Neuzeit, Geschichte und Kritik der Ästhetik. Sein aktuelles Forschungsprojekt (Habilitation) erprobt eine machtkritische und dekoloniale Lektüre von Petrarcas Secretum.

Organisation: Ruth Sonderegger, r.sonderegger@akbild.ac.at

Mit freundlicher Unterstützung der Akademie der bildenden Künste Wien