In der Wüste der Moderne | Koloniale Planung und danach
Ausstellung, Film, Performance, Gespräche, internationale Konferenz
 Das koloniale Nordafrika wurde ab den 1930er-Jahren zu einem 
 Laboratorium der europäischen Modernisierungsfantasien. Casablanca galt als Testfall für die "Stadt von morgen", inklusive radikaler Überbauungspläne. Die autogerechte Stadt, die erste Tiefgarage und das grösste Schwimmbad in amerikanischem Stil wurden für "Französisch-Nordafrika" geplant. Was hier projektiert wurde, sollte Blaupausen auch für die europäischen Metropolen und eine Erneuerung der Lebensformen liefern. 
 In der Wüste der Moderne stellt Architekturen und urbanistische 
 Konzepte vor, die in den Ausnahmezuständen kolonialer Verwaltung, 
 beeinflusst durch antikoloniale Befreiungskämpfe und transnationale 
 Migration in Nordafrika und Westeuropa entstanden. Das Beispiel 
 dieser Bauprojekte der 50er- und 60er-Jahre zeigt: Die europäische 
 Moderne wäre ohne Kolonialismus nicht realisierbar gewesen. In der 
 Wüste der Moderne stellt neue Forschungen und wenig bekannte 
 Wechselwirkungen vor: Die moderne Massenbauweise, in Nordafrika 
 erprobt, wanderte an die Stadtränder Westeuropas. Hier entstanden die uns bekannten Vorstädte für Hunderttausende - wobei rund um Paris oder London oftmals auch die Bewohner aus den ehemaligen Kolonien kamen. Die koloniale Geschichte kehrte heim in die Metropole. Umgekehrt wurden die Architekten der europäischen Moderne durch den Aufenthalt im Nordafrika der Befreiungsbewegungen in ihren technokratischen Planungsgewissheiten nachhaltig verunsichert. Sie begannen in Kategorien einer "anderen Moderne" zu denken. Hier wird der aufhaltsame Gang der Dekolonialisierung deutlich, die noch längst 
 nicht abgeschlossen ist. 
 Künstlerische Leitung: Marion von Osten 
 Kuratoren: Tom Avermaete, Serhat Karakayali, Marion von Osten 
 Forschungsteam: 
 Tom Avermaete, Serhat Karakayali und Marion von Osten in 
 Zusammenarbeit mit Wafae Belarbi, Madeleine Bernstorff, Jesko Fezer, Brigitta Kuster, Andreas Müller, Daniel Weiss und Studierenden der Akademie der bildenden Künste Wien, der TU Delft und der École 
 Nationale Supérieure d'Architecture de Casablanca 
 Die Ausstellungsarchitektur und -gestaltung wird realisiert von Jesko 
 Fezer, Andreas Müller und Anna Voswinckel. 
